Adolf Rosenberger

Steckbrief

  • deutscher Automobilrennfahrer und Kaufmann
  • geboren am 08. April 1900 in Pforzheim
  • gestorben am 06. Dezember 1967 in Los Angeles (Kalifornien) unter dem Namen Alan Arthur Robert
  • Sohn einer assimilierten jüdischen Familie
  • Eltern: Vater: Simon, Kaufmann u. Kinobesitzer in Pforzheim; Mutter: Elsa, Tochter des Kaufmanns Josef Esslinger

Biografisches

Gestapo-Foto von Adolf Rosenberger bei seiner Inhaftierung, 1935
  • 1906-1910 Volksschule Pforzheim
  • 1910-1913 Oberrealschule Pforzheim
  • 1913-1917 Rauscher- Schule Stuttgart bis Obertertia
  • 1917-1918 Kriegsdienst in einer Fliegerstaffel
  • ab 1922 Erfolge als Motorradrennfahrer
  • 1923-1929 regelmäßige Starts bei internationalen Automobilrennen
  • 1930-1933 Zusammenarbeit mit Ferdinand Porsche, Mitgründer der Porsche-Firma
  • 1933-1935 Abgabe d. Geschäftsanteile und seines Direktorenpostens bei Porsche, Inhaftierung im KZ Kislau, Emigration nach Paris, wo er weiter für Porsche arbeitet
  • 1938-1943 Abbruch der Geschäftsbeziehung zu Porsche durch Porsche
  • 1943 amerikanische Staatsbürgerschaft
  • nach 1945-1950 Kontaktaufnahme von Porsche zu Rosenberger, Besuche in Deutschland, Wiedergutmachungsversuche durch Geld und PKW
  • ab 1953 Beteiligung am US- Automobilzulieferer "Coachcraft"
  • 1956-1966 dritter Schlaganfall und schwere gesundheitliche Probleme

Sportliche Erfolge

In den 1920ern trat Adolf Rosenberger als Privatfahrer mit legendären Autos wie dem Benz-Tropfenwagen, dem Mercedes-Benz SSK oder dem Mercedes-Kompressor bei Automobilrennen an. Mit seinen damals 23 Jahren zählte er zu den erfolgreichsten europäischen Rennfahrern seiner Zeit. Unter anderem gewann er das Stuttgarter Solitude-Rennen, dreimal den Kasseler Herkules-Bergpreis (1925-27) und das schwierigste Bergrennen jener Zeit, das „Klausenrennen“.

Im Juli 1926 ereignete sich beim Großen Preis von Deutschland ein tragischer Unfall. Rosenberger verlor bei einem Überholversuch die Kontrolle über sein Fahrzeug und raste in die Rundenzähltafel und das Zeitnehmerhäuschen. Zwei Studenten in dem Zeitnehmerhäuschen und der Schildermaler der Rundentafel kamen dabei ums Leben. Rosenberger selbst und sein Beifahrer überlebten den Unfall verletzt. In seiner Karriere belegte Adolf Rosenberger insgesamt vierzig erste Plätze bzw. Klassensiege.

Rosenberger und Porsche

Im Dezember 1930 wird Adolf Rosenberger als Teilhaber und kaufmännischer Direktor Mitbegründer des Konstruktionsbüros „Dr. Ing. h. c. F. Porsche GmbH“, welches sein Freund Ferdinand Porsche neu eröffnete. Es bestand die Vermutung, dass Rosenbergers Erfahrungen mit dem mit Mittelmotor ausgestatteten Benz-Tropfenwagen Einfluss auf die Entwicklung des nach dem gleichen Prinzip konstruierten Auto-Union-Rennwagen hatten. Rosenberger erhoffte sich den Fahrersitz beim Porsche-Projekt Nr.22. Dies stellte sich jedoch als schwierig heraus, da das Projekt erst finanziert wurde, nachdem die nationalsozialistische Regierung im März 1933 Subventionen für Engagements im Rennsport ankündigte.

Adolf Rosenberger sorgte für das finanzielle Überleben in der Anfangszeit des Konstruktionsbüros. Er gab dem Unternehmen ein Gesellschafterdarlehen in Höhe von 80.000 Reichsmark und organisierte ebenfalls weitere Darlehen durch seine Pforzheimer Verwandtschaft. Im Dezember 1932 kündigte er seinen Rückzug aus der Geschäftsführung an. Rosenbergers Nachfolger in der Geschäftsleitung war Hans von Veyder-Malberg. Dieser war in Folge zuständig für die Verwertung von Porsche-Patenten im Ausland. Am 30. Juli 1935 trat Rosenberger seine zehnprozentigen Gesellschafteranteile der Porsche GmbH zum Nominalwert an Ferry Porsche ab. Hinterlassene Dokumente Rosenbergers belegen eine neue Sichtweise auf seinen Rücktritt. So schrieb er nach dem Zweiten Weltkrieg an seine Anwältin: „Es wurde mir vorgehalten, dass ein Wimpel… als judenreiner Betrieb nicht gegeben würde, solange ich Gesellschafter bin. (…) Ich unterstelle den Herren Porsche und Piech zumindest keinen persönlichen Antisemitismus. Wie jedoch bereits geschildert, haben sie sich meiner Mitgliedschaft als Jude bedient, um mich billig loszuwerden.“

Verhaftung und Emigration

Adolf Rosenberger wurde als Jude am 05. September 1935 wegen angeblicher „Rassenschande“ verhaftet und am 23. September aus dem Pforzheimer Untersuchungsgefängnis direkt in das Konzentrationslager Kislau eingewiesen. Nach vier Tagen wurde er freigelassen. Ferdinand und Ferry Porsche behaupteten, dies sei auf Grund ihrer Interventionen geschehen. Rosenberger selbst widersprach dieser Behauptung. Hans von Veyder-Malberg kaufte ihn frei und half Rosenbergers Eltern 1939 bei der Ausreise aus Deutschland. Adolf Rosenberger verlegte seinen Hauptwohnsitz nach seiner Entlassung nach Paris. Er emigrierte damit sein erstes Mal. Unstrittig blieb, dass Porsche 1935 noch erhebliche Schulden bei Rosenberger hatte, weshalb Rosenberger nach seiner Freilassung in seinem Pariser Exil zunächst weiter als Angestellter für die Firma tätig war und auch regelmäßig Gehalt bezog.

Am 11. Januar 1938 emigrierte er in die USA und baute sich in Kalifornien eine neue Existenz auf. 1938 trennten sich auch die Wege von Rosenberger und Porsche. Anscheinend habe er nach seinem ersten Amerikabesuch einen Brief bekommen, „dass die Firma nicht mehr in der Lage ist, meinen Vertrag aufrechtzuerhalten, auf höhere Weisung hin.“ Die Firma dürfe wohl auch nicht mehr mit ihm korrespondieren. Demnach wurde Rosenberger klar, dass er als Jude im NS-Deutschland rechtlos geworden war und sich nicht mehr wehren konnte. Seinen Namen änderte er am 24. Dezember 1944 zu Alan Arthur Robert, erhielt damit auch seine amerikanische Staatsbürgerschaft.

Nach dem Krieg forderte Rosenberger von Porsche eine Abfindung in Höhe von 200.000 Mark für die Wegnahme seiner Anteile zum Nominalwert und ein Gesellschaftsdarlehen. Man einigte sich auf 50.000 Mark und ein Auto.


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