Oscar Troplowitz

Oscar Troplowitz (1863 -1918) entwickelte einen Klebefilm namens Tesa, einen medizinischen Klebeverband, den er Leukoplast nannte, den Lippenpflegestift Labello sowie das Drehhülsengehäuse für Lippenstifte. Gemeinsam mit dem Chemiker Isaac Lifschütz (1852 - 1938), Entdecker des Eucerits, entwickelte Troplowitz die erste Feuchtigkeitskreme weltweit: Nivea Creme.

Biografisches

Dr. Oscar Troplowitz, um 1890

Oscar Troplowitz stammte aus einer assimilierten jüdischen Familie. Er wurde am 18. Januar 1863 in Gleiwitz in Oberschlesien geboren. Als junger Mann interessiert sich Troplowitz vor allem für Architektur und Kunst. Doch zunächst folgt der Sohn des Baumeisters Ludwig Troplowitz dem Wunsch seines Vaters und absolviert bei seinem Onkel Gustav Mankiewicz in Breslau eine Apothekerlehre und anschließend ein Pharmaziestudium. 1888 promovierte er in Heidelberg.

1890 folgt der entscheidende Schritt: Troplowitz kauft mit finanzieller Unterstützung seines Onkels die "Fabrik dermotherapeutischer Präparate" von Paul Carl Beiersdorf in Altona. Seine Frau und Cousine Gertrud Mankiewicz (1869-1920) folgte ihm ein Jahr später hierher. Sie hatten keine Kinder.

Oscar Troplowitz starb im Alter von 55 Jahren an einem Schlaganfall. Sein Grab befindet sich auf dem Hauptfriedhof Ohlsdorf in Hamburg. Die künstlerisch gestaltete Grabstätte steht unter Denkmalschutz. Eine nach ihm benannte Straße in Hamburg-Eimsbüttel erinnert an den großen Unternehmer und Mäzen.

Grabmal Troplowitz-Mankiewicz auf dem Hamburger Friedhof Ohlsdorf; errichtet nach Entwurf von Fritz Schumacher, Relief "Orpheus und Eurydike" von Bildhauer Arthur Bock; für den Unternehmer Oscar Troplowitz, seine Ehefrau Gertrud Troplowitz geb. Mankiewicz und seinen Schwager Otto Hans Mankiewicz; nachempfunden dem Grabmal der Eltern von Troplowitz in Breslau

Der Erfinder und Unternehmer

1890 ging Troplowitz nach Hamburg, wo er mit finanzieller Unterstützung seines Onkels die 1882 von Paul Carl Beiersdorf (1836-1896) gegründete Fabrik für Dermatika (11 Mitarbeiter) für 60.000 Mark erwarb. Beiersdorf hatte den damals führenden Dermatologen Paul Gerson Unna (1850-1929) als Kooperationspartner für sein Unternehmen gewinnen können. Auf dessen Empfehlung hin stellte Troplowitz den Chemiker Issac Lifschütz (1852-1938) ein, der den Emulgator Eucerit entwickelte, mit dessen Hilfe die Salbengrundlage Eucerin kostengünstig und in großen Mengen hergestellt werden konnte. 1911 erwarb Troplowitz von Lifschütz die Patentrechte an Eucerit. So konnte Troplowitz in der Folgezeit gemeinsam mit Lifschütz und Unna eine Creme entwickeln, die wegen ihres weißen Aussehens den Namen Nivea (lat. niveus, schneeweiß) erhielt und zu einem überaus erfolgreichen Produkt der Firma Beiersdorf wurde. Hauptbestandteil dieser ersten stabilen Fett- und Feuchtigkeitscreme war neben Wasser, Glycerin und Zitronensäure Eucerit. Bereits im Dezember 1911 kam Nivea auf den Markt. Auch dank dieses Produkts entwickelte sich die Firma Beiersdorf stetig weiter. Bereits 1918 war aus der kleinen Fabrik ein weltweit agierendes Unternehmen mit über 500 Mitarbeitern geworden.

Der Tag, an dem die Nivea-Creme auf den Markt kam

Podcast der Hamburger Morgenpost (12019)

Leukoplast auf Blechspule in Blechdose von Beiersdorf

Zu diesem großen Erfolg trugen neben Nivea weitere Produkte bei, wie der von Troplowitz entwickelte medizinische Wundverband Leukoplast (1901), der 1909 auf den Markt gebrachte Lippenpflegestift Labello mit Drehhülse, das 1922 erstmals verkaufte medizinische Pflaster Hansaplast sowie das Klebeband Tesafilm (1896 erstmals vorgestellt, Marktdurchbruch 1936) und die Markengruppe 8 x 4 (Badeseife, Deodorants). Die Nachfahren von Troplowitz sind noch heute als drittgrößter Anteilseigner am Beiersdorf-Konzern beteiligt.

Troplowitz war ein Unternehmer, der sich auch intensiv um die sozialen Belange seiner Arbeiter und Angestellten sorgte. So führte er in seinem Unternehmen ein kostenloses Mittagessen ein, richtete eine Stillstube für Arbeiterinnen ein, eine Vorform des Betriebskindergartens, und führte 1897 den Mutterschutz ein. Außerdem gewährte er als einer der ersten Unternehmer in Hamburg die 48-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich - üblich war damals die 60-Stunden-Woche -, zahlte Urlaubs- und Weihnachtsgeld und gründete eine Pensionskasse (1916). Damit sicherte sich Troplowitz die unbedingte Loyalität seiner Mitarbeiter.

Seit 1903 war Troplowitz auch in der Hamburger Kommunalpolitik aktiv. So war er von 1906 bis 1917 Mitglied der Hamburger Baudeputation. Darüber hinaus war er Mitbegründer des Hamburger Stadtparkvereins und damit verantwortlich für die Schaffung des Stadtparks im Zentrum Hamburgs. Als Mäzen unterstützte Troplowitz das evangelische, katholische und jüdische Krankenhaus seiner Stadt finanziell. Von 1904 bis 1910 war Troplowitz Mitglied der Hamburger Bürgerschaft als Abgeordneter der Fraktion Linkes Zentrum, in der vor allem Industrielle vertreten waren und deren Name nichts über die politische Gesinnung aussagt.

Produkteinführungen 1891-1918

  • 1891: Elastische Suspensorien
  • 1896: Cito Sportheftpflaster
  • 1898: Beiersdorfs Kautschukpflaster
  • 1901: Leukoplast (weißes Kautschukpflaster) und Leukoplast für Streckverbände
  • 1905: Pebeco Zahnpasta
  • 1906: Nivea Basisseife
  • 1908: Aromatisches Mundwasser
  • 1909: Labello Lippenpomade
  • 1911: Nivea Creme
  • 1912: Nivea Haarmilch
  • 1914: Nivea Kinderpuder
  • 1915: Nivea Soldatenpuder
  • 1918: gewöhnliche Pflaster

Der Kunstmäzen

„Diana mit Hunden“ von Arthur Bock im Hamburger Stadtpark

In seinem letzten Lebensjahrzehnt begann sich Troplowitz für die zeitgenössische Kunst zu interessieren. So förderte er als Mäzen den expressionistischen Maler Franz Nölken (1884-1918), der ihn 1916 auch porträtierte. Darüber hinaus betätigte sich Troplowitz auch als Kunstsammler. Er besaß unter anderem Gemälde von Auguste Renoir, Max Liebermann, Max Slevogt, Pablo Picasso und Alfred Sisley. Nach seinem Tod vermachte er der Hamburger Kunsthalle 26 Gemälde mit Hauptwerken deutscher und französischer Künstler des 19. und 20. Junrhunderts.


gestaltet von Angelina Z. im Schuljahr 2023/2024

Abbildungen:
Porträt: Autor/-in unbekannt, Public domain, via Wikimedia Commons
Grabmal: Vitavia, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Leukoplast: Mabit1, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Skulptur Stadtpark: Foto: NordNordWest, Lizenz: Creative Commons, CC BY-SA 3.0 DE, via Wikimedia Commons