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Sukkot

3. Mose 23, 39- 43; nach "Hoffnung für alle"

"Am 15. Tag des 7. Monats, wenn ihr die Ernte eingebracht habt, sollt ihr sieben Tage lang das Laubhüttenfest zu meiner Ehre feiern. Der erste und der achte Tag sind Ruhetage. Am ersten Tag sammelt ihr schöne Baumfrüchte, Palmwedel, Zweige von Laubbäumen und von Bachpappeln. Feiert sieben Tage lang ein fröhliches Fest für mich, den Herrn, euren Gott. Jedes Jahr sollt ihr im siebten Monat eine Woche lang feiern! Diese Ordnung gilt für alle Generationen, wo immer ihr auch lebt. Während der Festwoche sollt ihr in Laubhütten wohnen; das gilt für alle Israeliten im Land. So behalten eure Nachkommen im Gedächtnis, dass ich, der Herr, euch Israeliten in Laubhütten wohnen ließ, als ich euch aus Ägypten führte. Ich bin der Herr, euer Gott!"

Bedeutung und Geschichte

Sukkot heißt zu Deutsch „Laubhüttenfest“ und verläuft vom 15. bis zum 22. Tischri (September/Oktober). Er ist neben Pessach und Schawuot eines der drei Wallfahrtsfeste und wurde bereits in der Tora erwähnt. Es soll an die Wüstenwanderung der Hebräer von Ägypten zum gelobten Land erinnern, wobei sie ohne feste Häuser als Schutz vor Kälte, Wind und Regen oder anderen Widrigkeiten leben mussten. Durch das Fest wird ein verstärkter Dank für die Gaben Gottes und die Geborgenheit, welche sie bei Gott finden können, ausgedrückt. Es ist ein fröhliches Fest bei dem die Gemeinde häufig in der Synagoge tanzt.

Bau einer Sukka
Bau einer Sukka Italien um 1430

Die Laubhütte (Sukkah)

Segensspruch
Segensspruch über den Feststrauß. Nach einem Gemälde von Hermann Junker

Während der gesamten Festwoche steht das Wohnen in der Laubhütte, der sogenannten Sukkah im Vordergrund. Diese baut man bereits schon am Ende des Jom Kippur Festes. Es ist darauf zu achten, dass die Hütte einen provisorischen Charakter enthält und keine beständige Konstruktion ist. Die Wände dürfen aus einem vielseitigen Material wie zum Beispiel aus Holz, gespannten Decken oder Zeltplanen bestehen. Das Dach der Sukkah soll zwar Schatten spenden, aber regendurchlässig sein, deswegen ist dieses nur aus Ästen, Zweigen, Laub oder anderen unbearbeiteten Gewächsen. Regnet es während des Festes, so entfällt die Verpflichtung in der Laubhütte zu wohnen. Der Grundgedanke ist dennoch, lebenswichtige Tätigkeiten wie zum Beispiel das Schlafen und Essen in der Hütte zu vollziehen, sowie einen Großteil seiner Freizeit. Dabei soll an die völlige Abhängigkeit des Volkes an die Gaben Gottes erinnert werden. Genau diese Abhängigkeit soll zur Gottesnähe führen, die die echte und tiefe Freude des Volkes vorbringen soll.

Der Feststrauß (Lulav)

Der "Strauß der vier Arten" verbirgt eine Symbolik, welche durch die unterschiedlichen Pflanzen und Früchte gekennzeichnet ist. Der Feststrauß enthält vier verschiedene Arten, die die Vegetationen im biblischen Israel darstellen sollen und außerdem die Persönlichkeiten der Menschen.
Nun schwenkt man diesen Feststrauß während des Segens in alle vier Himmelsrichtungen. Damit bringt man die Dankbarkeit gegenüber Gott zum Ausdruck, der die Menschen mit seinen reichen Gaben in allen Bereichen der Natur reich gesegnet hat. Es werden das Hallel und das Musaf-Gebet gesprochen.

Feststrauß
Feststrauß copyright by SweetChild Software
Palmzweig
(Lulaw)
Zitrusfrucht
(Ertrog)
Myrtenzweige
(Hadasim)
Bachweidenruten
(Arawoth)
- steht für tropische Gewächse, wie Palmen oder Datteln
- hat guten Geschmack, jedoch keinen Duft
- symbolisiert veredelte Früchte, also Früchte, die in Obstgärten kultiviert werden
- hat süßen Geschmack und herrlichen Duft
- stellen Pflanzen dar, die nicht zum Verzehr geeignet sind, aber beispielsweise als Duft- oder Heilkräuter verwendet werden können
- besitzt Duft, jedoch keinen Geschmack
- zeichnen sich durch einen besonderen Duft aus und können zum Anzünden von Feuer verwendet werden
- hat weder Geschmack noch Duft
Übertragene Bedeutung: steht für Juden, die Torakenntnisse besitzen, jedoch nicht wohltätig sind Übertragene Bedeutung: steht für Juden, die Torakenntnisse haben und wohltätig sind Übertragene Bedeutung: steht für Juden, die keine Torakenntnisse haben, aber dennoch wohltätig sind Übertragene Bedeutung: steht für Juden, die weder Torakenntnisse besitzen, noch wohltätig sind

Verlauf

Das Laubhüttenfest, auch „Fest des Einsammelns“ genannt, verläuft vom 15. bis zum 22. Tischri. Doch nimmt man es genau, beginnt das Fest schon am Vorabend. Die Hausfrauen zünden die Festlichter an, wenn möglich, passiert das schon in der Sukkah. Um den Feiertag in der Sukkah zu begrüßen, geht man anschließend in den Abendgottesdienst. Auch am darauffolgenden Morgen folgt ein Gottesdienst, zu dem der Feststrauß mit in die Synagoge genommen wird. Der Gottesdienst besteht aus Dankpsalmen (Dankliedern), einer Toralesung und einem Zusatzgebet, das auch Musaf genannt wird. Am Schabbat wird als Festrolle das gesamte Buch, namens Prediger, gelesen. Während die Dankpsalmen gesungen werden, hält man den Feststrauß in der Hand. Dieser wird gleichzeitig in alle Himmelsrichtungen geschwungen, um Gott dafür zu danken, dass er die Menschen mit seinen Gaben in allen Bereichen der Natur gesegnet hat.
Nach den sieben Festtagen ist der achte Tage wieder ein Ruhetag und bildet somit den Abschluss des gesamten Sukkots. Das öffentliche Leben in Israel ruht dementsprechend am ersten und am achten Tage des Festes. Arbeiter in einem geöffneten Geschäft bekommen verkürzte Arbeitszeiten und Kinder haben in dieser Zeit Schulferien.

Gebete in der Synagoge
Gebete in der Synagoge Leopold Pilichowski (1894/95)

Das Beschlussfest „Schemini Azeret“

Das Beschlussfest folgt unmittelbar auf das Laubhüttenfest am 8. Tag und wird somit oft als Bestandteil von Sukkot angesehen.
Nach heutigem Brauch wird an Schemini Azeret teilweise noch in der Sukkah gegessen. Am Vormittag wird in der Synagoge gebetet und das Buch Kohelet gelesen. Man endet schließlich mit den Worten „Hoschana na“. Das bedeutet „Hilf bitte“ und dient den Juden als Bitte um genug Regen im folgenden Jahr.

Mahlzeit in der Sukka
Mahlzeit in der Sukka Bernard Picard (1722)

Für Interessierte

In dem nachfolgenden Musikvideo sieht man die jüdische Band „Rogers Park“, welche auf dem Campus eines Colleges Sukkot feiern möchten und die Menschen damit auf die jüdische Kultur aufmerksam machen will. Im Video erkennt man unter anderem den Feststrauß und die Sukkah.


gestaltet von Antonia G. und Kim W. im Schuljahr 2014/2015

Simchat Tora - das Torafreudenfest

Torarolle
Torarolle copyright by SweetChild Software

Simchat Tora, das Fest der Torafreude, findet am 22. bzw. 23. Tischri statt und ist der letzte Tag vom Sukkot. Bei diesem Fest drückt sich die lebendige Freude übe die Tora aus und es ist das Sinnbild fortwährender Treue zur Tora. An diesem besonderen Tag wird der letzte von 54 Abschnitten von dem Chatan Tora ( „Bräutigam der Tora“ ) gelesen und der neue Zyklus begonnen.
Simchat Tora findet erst seit dem 9. Jahrhundert anlässlich der Beendigung des einjährigen Zyklus statt, hier findet die wöchentliche Toralesung ihren Abschluss. Seit dem 14. Jahrhundert wird an Simchat Tora der letzte Abschnitt des 5. Buches Mose in der Synagoge gelesen. Gleichzeitig wird mit dem ersten Abschnitt des ersten Buches wieder begonnen. Im 16. Jahrhundert war es üblich, alle Torarollen aus dem Toraschrank zu nehmen und diese sieben Mal durch die Synagoge zu tragen. Auch in der heutigen Zeit hat sich dies bewährt : Die Torarollen werden aus dem „ Schrank der Heiligen “ ( Aron haKadesch) gehoben und unter Tanz und Gesang sieben Mal durch die Synagoge getragen. Diesen Vorgang nennt man Hakkafot.

Die Schilderung von Scholem Aleichem (1859-1916) gibt ein näheres Bild über Simchat Tora:

„Aus dem Aron Hakodesch wurden alle Torarollen herausgenommen. Viele Männer standen vorne, und jeder bekam eine. Dann gingen sie hintereinander her, ein langer Zug (...) Der Chasan, Rabbi Melech, mit seinem großen weißen Tallit, zog voran. Ihm folgten an zehn Männer (...) Dann zogen sie rings um den Almemor, und Rabbi Melech sang: „Du stehst den Armen bei, o hilf doch!“ Die Frauen und Mädchen küßten die Tora und begrüßten die Männer. Dann standen alle still. Der Umzug war beendet. Jetzt setzte Rabbi Melech mit einem fröhlichen Niggun ein, und die ganze Gemeinde sang mit. Da legte jeder von den Toraträgern eine Hand auf die Schulter seines Nachbarn, und so begannen sie zu tanzen. Die andern klatschten entweder im Takt in die Hände oder tanzten auf Bänken herum. Mir schien, auch alle Lichter und selbst die Kronleuchter tanzten mit. Waren nicht auch die großen, bunten Fenster lebendig geworden ?“ (Stern 19f)

Der Jad ist ein Zeigestab zum Deuten der Textzeilen in der Toralesung. copyright by SweetChild Software


Der nachfolgende Link für zu einer Webseite des Bayrischen Rundfunks, auf der in einem Audiobeitrag Simchat Tora vorgestellt wird.

Hört es euch an!


gestaltet von Vanessa M. und Lydia H. im Schuljahr 2014/2015