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Judith

August Riedel, Judith, 1840, Gemälde, Öl auf Leinwand, Pinakothek München - Public domain

Die Legende der Judith findet sich im Alten Testament in einem gleichnamigen Buch. Sie erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die ihr Volk vor einer Bedrohung rettet.
Judith (hebr. Jüdin) ist eine angesehene, fromme, reiche, schöne und junge Witwe, die in Baitylua (bei Luther: Bethulia) nahe Jerusalems, lebt. Vor nicht all zu langer Zeit ist die jüdische Gemeinde aus dem Exil zurückgekehrt, als ihnen nun eine erneute Entweihung ihres Heiligtums durch die Assyrer droht. Das assyrische Heer unter der Führung von Holofernes und dem Herrscher Nebukadnezar wollten das Gebiet erobern. Aus diesem Grund ist die jüdische Gemeinde in Angst versetzt. Ihre einzige Hoffnung ist die Hilfe Gottes. Doch selbst die schränken sie selber ein, indem sie sich ein Ultimatum setzen. Sie beschlossen, dass sie kapitulieren werden, wenn Gott nicht innerhalb von fümf Tagen hilft.

Die Geschichte von Judith ist im Buch Judit im Alten Testament festgehalten. Die Geschehnisse, die sich explizit mit der schönen, frommen, reichen und weisen Witwe befassen, beginnen im 6. Kapitel. Die nächsten Kapitel beschäftigen sich mit der Belagerung Betulias durch das assyrische Heer unter Führung von Holofernes und Judiths Tat zur Rettung Betulias.

Die Belagerung Betulias

Holofernes erklärte Israel den Krieg. Er ließ sein assyrisches Heer bis vor Betulia vorrücken und ließ in einem Tal, nicht weit entfernt von der Stadt, das Lager aufschlagen. Als die Israeliten merkten, dass Betulia durch die feindlichen Truppen umstellt wurde, griffen sie zu den Waffen und stiegen auf die Türme der Stadtmauer, um das Geschehen zu beobachten.
Am nächsten Tag kamen Generäle benachbarter Völker Israels ins assyrische Lager und erklärten Holofernes einen teuflischen Plan, mit dem es ihm gelingen würde, die Stadt zu erobern ohne dabei auch nur einen Mann zu verlieren. Holofernes sollte die Wasserquelle belagern bis alle Einwohner verdurstet wären. Außerdem sollte die Stadt so umstellt werden, dass keiner rein oder raus konnte. Holofernes gefiel der Plan und er ließ ihn in die Tat umsetzten.
Nach 34 Tagen waren die privaten Wasservorräte aufgebraucht und die Zisternen staubtrocken. Die ausgeteilten Wasserrationen reichten vorne und hinten nicht, so dass Frauen und Männer auf den Straßen zusammenbrachen und die Kinder erschöpft und durstig an Mauern lehnten. Die Männer des Volkes versammelten sich wütend vor den Ältesten Betulias und machten sie dafür verantwortlich, dass Gott sie der Gewalt des Feindes überlassen habe. Die Ältesten verlangten noch weitere fünf Tage zu warten, da sie sich sicher waren, dass Gott Erbarmen mit ihnen haben würde. Wenn die fünf Tage verstreichen würden, ohne dass etwas passiere, würden sie Verhandlungen mit den Assyrern beginnen.

Judith greift ein

Judith hörte von diesen Vorgängen und ließ die Ältesten zu sich kommen, um mit ihnen zu reden. Sie war erzürnt darüber, wie sie es wagen konnten, Gott so auf die Probe zu stellen und Gott so zu reizen. Judith war der Meinung, dass Gott das Vertrauen der Israeliten in ihn testen würde. Die Ältesten teilten Judits Ansichten, waren aber durch den Druck des Volkes machtlos.
Judith wollte nun selbst zur Tat schreiten und bat die Ältesten darum, dafür zu sorgen, dass sie aus der belagerten Stadt käme. Ihren Plan wollte sie ihnen aber nicht verraten.
Vor Aufbruch betet sie, dass Gott die Israeliten schütze, und kleidet sich in ihrem festlichsten Gewand mit ihrem schönsten Schmuck. Zusammen mit ihrer Dienerin machte sie sich auf den Weg ins Tal zum Lager des assyrischen Heeres. An einem Vorposten des Lagers wurden sie allerdings gefangen genommen. Sie stellte sich als Verräterin vor und wurde zum Lager begleitet. Als sie das Zelt Holofernes' erreichten, erklärte Judith dem Heeresführer einen Plan, mit dem es ihm gelingen würde, Betulia ganz ohne Verluste zu erobern. Sie erzählte, dass Gott sie geschickt habe, um ihm die Nachricht zu überbringen, dass er ihm die Stadt überlassen wolle, da das Volk, geblendet von Hunger und Durst, gegen göttliche Gesetzte verstoßen wolle. Sie hätten vor, alles am Tier zu essen, auch das, was Gott ihnen ausdrücklich verboten habe. Er würde Judith im Gebet benachrichtigen, sobald die Israeliten diese Tat begangen haben. Bis dahin wollte Judit bei ihm bleiben. Holofernes, verzaubert von ihrer Schönheit und Weisheit, stimmte dem zu und ließ Judith unter ihrer Bedingung, nachts das Lager zum Beten verlassen zu dürfen, bei sich.

Judit enthauptet Holofernes – Artemisia Gentileschi, 1614-20 / Public domain

Drei Tage lebte Judith nun schon im Lager und ging jede Nacht kurz nach Mitternacht mit ihrer Dienerin aus dem Lager, um sich an der Wasserquelle reinzuwaschen und zu beten.
Am vierten Tag veranstaltete Holofernes ein Trinkgelage im engsten Kreis. Auch Judith war anwesend, da es für Holofernes eine Schande gewesen wäre, ein solches Prachtweib gehen zu lassen, ohne ihr nahe gewesen zu sein.
Nach und nach verlassen immer mehr das Zelt bis schließlich nur noch Holofernes und Judith anwesend waren. Judiths Dienerin wartete vor dem Zelt unter dem Vorwand Judith später wieder zum Beten zu begleiten. Holofernes lag indes sturzbetrunken auf seinem Bett. An diesem Abend trank er so viel, wie noch nie zuvor in seinem Leben. Judith ergriff die Gunst der Stunde, nahm sein Schwert, betete im Stillen noch einmal zu Gott und schlug Holofernes' Kopf mit zwei kräftigen Hieben von seinem Hals. Sie stieß ihn von seinem Bett und übergab vor dem Zelt den Kopf ihrer Dienerin, die diesem in ihren Proviantbeutel steckte. Beide verließen das Lager in Richtung Tal zum Beten. Allerdings mieden sie das Tal und begaben sich auf den Weg nach Betulia. In der Stadt angekommen, hielt sie die den Kopf in die Höhe und verkündet, dass Gott Holofernes durch die Hand einer Frau getötet habe.

Die Befreiung der Bergstadt Betulia

Am nächsten Morgen hingen die Männer Betulias‘ den Kopf des assyrischen Heeresführer an die Stadtmauern, griffen zu den Waffen und verließen die Stadt. Als die Assyrer dies sahen, schickten sie jemanden, um Holofernes davon zu berichten. Der Bote kam im Zelt an und sah die Leiche seines Heeresführers ohne Kopf auf dem Boden liegen. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer im Lager. Von Angst und Entsetzten geplagt, rissen sich die Generäle schreiend die Kleider vom Leib und flohen zusammen mit den Soldaten. Keiner wollte mehr im Lager bleiben.
Die Israeliten griffen die fliehenden Soldaten an und plünderten das Lager. Die Beute war so groß, dass umliegenden Dörfer noch reich davon profitierten und Judith wurde von gefeiert und geehrt.
Als sie im Alter von 105 Jahren verstarb, wurde sie neben ihrem Mann begraben und ganz Israel trauerte sieben Tage lang. Zu Judiths Lebzeiten und auch noch Jahre danach, hat es keiner mehr gewagt Israel anzugreifen.

erarbeitet von Emily G. - „Jüdische Geschichte und Kultur“ 2020/2021