Die Wehrmacht - Machtmissbrauch oder blinder Gehor

Diese Seite ist den vielen Millionen Opfern der menschenverachtenden und verbrecherischen Ideologie des nationalsozialistischen Regimes gewidmet. Sie dient nur zu Dokumentationszwecken und nicht zur Verherrlichung von politischen Ansichten!

Entstehung und Geschichte der Wehrmacht

Als Wehrmacht bezeichnete man die deutschen Streitkräfte in der Zeit von 1935-1945. Der Name wurde mit der Einführung der Wehrpflicht angenommen und ersetzte den aus der Weimarer Republik stammenden Namen "Reichswehr".

1934 begann die Reichswehr (die schon 1933, unter anderem mit sowjetischer Hilfe) die im Versailler Vertrag festgelegte Beschränkung ihrer personellen Stärke und ihrer Ausrüstung zu unterlaufen hatte, sich wieder zu bewaffnen. 1935, als Deutschland das unter französischer Kontrolle befindliche Saarland durch eine Volksabstimmung zurückgewann, wurde ein Flottenabkommen mit England unterzeichnet, welches Deutschland den Aufbau seiner Marine gestattete. Durch die zunehmende Militärisierungspolitik nach der Machtergreifung Hitlers fiel der inzwischen aus der Reichswehr entstandenen Wehrmacht die neue militärische Rolle zu. Neben Hitlers paramilitärischen Vereinigungen und seinem "Weg des gleichgeschalteten Bürgers" in Institutionen wie der Hitlerjugend, dem Reichsarbeitsdienst, der Deutschen Arbeitsfront, usw. war auch die Wehrmacht Teil der nationalsozialistischen Ideologie. Deutschland betrieb in den Jahren nach Hitlers Machtergreifung eine massive Aufrüstung. Die Wehrmacht wuchs zum einen in personeller Stärke, zum anderen aber auch in ihrer Technik stetig massiv an. Im April 1938 bestand das Feldheer der Wehrmacht aus 28 Divisionen. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges dienten in den mittlerweile 75 Divisionen des Heeres 24 000 Offiziere sowie 2,7 Millionen Unteroffiziere und Soldaten. Im Vergleich dazu hatte die Reichswehr der Weimarer Republik offiziell 100 000 Mann gezählt, einschließlich 4 000 Offiziere.
Dennoch war das Deutsche Reich bis 1939 nicht bereit zum Krieg. 1936 drang die Wehrmacht in das entmilitarisierte Rheinland ein, das unter französischer Kontrolle stand. Jedoch reagierten die Franzosen nicht.

1938 übernahm Hitler nach dem Sturz der bisherigen Wehrmachtführung den Befehl über die gesamte Wehrmacht und bildete das OKW (Oberkommando der Wehrmacht) unter der Leitung Wilhelm Keitels, welches als sein persönlicher militärischer Stab fungieren sollte. Es hatte die Tätigkeiten des OKH (Oberkommando des Heeres), des OKL (Oberkommando der Luftwaffe) und des OKM (Oberkommando der Kriegsmarine) zu koordinieren.
Bei Kriegsbeginn unterstand der größte Teil der Kriegsschauplätze dem OKH da der Krieg in der Hauptsache auf dem Land stattfand. Im weiteren Verlauf verlegte Hitler Divisionen vom OKH zum OKW und verwandelte letzteres schließlich in ein militärisches Oberkommando. Ende 1941 standen alle Landkriegsschauplätze, mit Ausnahme der Ostfront, für die das OKH verantwortlich war, unter der Zuständigkeit des OKW. Während der ersten Winterkrise übernahm Hitler selbst den Oberbefehl über das Heer. 1943, als die Wehrmacht vor allem in Bezug auf ihre Ausrüstung ihre Überlegenheit weitgehend eingebüßt hatte, unterstand ihr immer noch ein Personal von 13.555.000 Mann.

Verbrechen der Wehrmacht

Vor über fünfzig Jahren war der Zweite Weltkrieg zu Ende, Deutschland niedergekämpft, zerstört und entkräftet. Allmählich kehrten die Soldaten aus den Kriegsgefangenenlagern zurück. Zugleich erfuhr die Öffentlichkeit zum ersten Mal, welche Untaten deutsche Uniformträger in ganz Europa begangen haben. Der Krieg hinter dem Krieg- er erschütterte die Seelen. Viele Fragen blieben offen, auch heute sind die meisten größtenteils noch unbeantwortet.

Eine Blutspur zieht sich quer durch Europa, Soldaten der Wehrmacht haben sie gelegt. Am Anfang war die Neigung groß, die Antwort einfach zu verweigern doch später bot sich der bequeme Ausweg, alle scheußlichen Verbrechen einfach den SS- Einheiten anzulasten, welche sicherlich auch einen erheblichen Anteil daran trugen. Und wie zuvor die Kriegsgeneration gern jegliche Schuld zu leugnen suchte, so wuchs nach diesen Enthüllungen in der Generation der Enkel die Tatsache, ebenso pauschal jeden Wehrmachtangehörigen zum Verbrecher zu erklären. Das eine ist so töricht wie das andere. In der Zeit, die der zweite Weltkrieg andauerte, trugen insgesamt neunzehn Millionen Männer die Uniform der Wehrmacht. Neunzehn Millionen Kriegsverbrecher? Diese Frage zu stellen ist genau so absurd, wie von neunzehn Millionen ritterlichen Kriegern zu sprechen. Sicher, die "Zehn Gebote für die Kriegsführung des deutschen Soldaten", die in die Soldbücher der Luftwaffe eingedruckt waren, blieben weitgehend unbeachtet.

Aber, neunzehn Millionen Kriegsverbrecher? Differenzieren tut Not, dazu gehört jedoch, dass man sich drei Einsichten beugt, die uns die Geschichte vermittelt:

  • Die Natur des Krieges: Jeder Krieg schafft Helden, aber auch Verbrecher. Er aktiviert alle Leidenschaften und Instinkte, die Guten und die Bösen. Glanz und Elend des Soldatentums liegen seit jeher darin beschlossen.
  • Das Wesen des modernen Krieges, liegt in einer fortschreitenden Härte der Konflikte. Von Waffengang zu Waffengang wurde er gewalttätiger und zerstörerischer, forderte mehr und mehr Opfer.
  • In Hitlers verbrecherischem Regime konnte sich kaum jemand jeglicher Verstrickung entziehen. Alle wurden objektiv mehr oder weniger zum Beihelfer. (zit. Dr. Theo Sommer)

Wenn man sich intensiv mit dieser Thematik auseinandersetzt, wird man immer auf widersprüchliche Meinungen stoßen. Wichtig ist, dass man nicht pauschalisiert.
Aber ebenso wichtig ist es, dass man nicht in Revisionismus verfällt.

Die Meinung über die Schuldfrage ist aufgesplittet, die einen sagen, dass die deutschen Soldaten nur die Vollstrecker von Hitlers Größenwahn gewesen sind und von den Verbrechen an Juden, Roma und Sinti und anderen Minderheiten nur am Rande oder gar nicht erfahren haben. Wenn das so ist, dann müssen wir uns aber fragen, wie die Verbrechen durch Wehrmachtsangehörige zu erklären sind, die diese These unwiderruflich widerlegen.
Die Wehrmacht war neben der Partei die 2. Säule des nationalsozialistischen Regimes. Nur durch die Militarisierung des Staates konnte Deutschland überhaupt den Krieg beginnen und diesen bis zur fast vollständigen Zerstörung Deutschlands durchhalten. Mit dem Beginn des Krieges gegen Polen und später gegen die Sowjetunion begann ein Vernichtungskrieg gegen die slawische Bevölkerung. Schätzungsweise 3 Millionen russische Soldaten sind in der deutschen Kriegsgefangenschaft umgekommen oder sind systematisch umgebracht wurden.

Dennoch trug die Hauptverantwortung für diese Massenmorde die zahlenmäßig unterlegene "Elite" von Generälen und Admiralen, zum größten Teil linientreue Anhänger des verbrecherischen Regimes Hitlers. Der einfache Soldat, dem als einziges Mittel die Befehlsverweigerung oder die Desertation blieb, welches für ihn selbst mit unzähligen Repressionen verbunden war, kann man dafür kaum die Schuld geben. Desertationen wurden schwer bestraft. Sie kamen einem Vaterlandsverrat gleich. Die genaue Anzahl der getöteten Soldaten ist nicht bekannt. Nach Schätzungen wurden 35 000 Urteile wegen "Fahnenflucht" ausgesprochen. Darunter 22 750 Todesurteile, von denen 15 000 vollstreckt wurden. Außerdem muss man erwähnen, das die Mehrzahl der Soldaten, meist noch naive Jugendliche nicht persönlich für Hitler, sondern für ihr "betrogenes Vaterland" kämpften. Schuldig sind dabei jedoch diejenigen, die diese Ideologien, die zu dieser Engstirnigkeit führten, vermittelt haben. Einen großen Anteil daran trug die Regierung, die ihrer Bevölkerung vorgaukelte, dass es sich um einen Präventivkrieg zur Verteidigung des eigenen Vaterlandes handle.

Aber die Verbrechen der Wehrmacht lassen sich nicht nur an der Zahl der Toten messen, nein auch die zahlreichen Einrichtungen von Ghettos durch Orts- und Feldkommandanten, der damit verbundene Verlust aller Rechte, allen Besitzes und jeglicher Würde, sowie der Befehl, Kriegsgefangene, Zivilisten und Angehörige von Minderheiten zur Zwangsarbeit zu nötigen, war Verbrechen genug. Die Wehrmacht besaß ein großes Kontingent an zur Zwangsarbeit verpflichteten "Arbeitsjuden" und war von März bis Oktober 1943 maßgeblich an der Liquidierung dieser beteiligt.

Ein weiterer Punkt ist die Tatsache, dass die Wehrmacht ( neben der SS) damit beauftragt wurde, das eroberte Land "von Juden zu säubern". Da die Polizeikräfte dafür zu schwach waren und eine Zivilverwaltung noch nicht existierte. Man spricht davon, dass in Ortschaften mit über Tausend Einwohnern Ghettos eingerichtet wurden, in Ortschaften mit weniger Einwohnern jedoch übernahm die Wehrmacht die "Säuberung".

Dokumentation von Wehrmachtsverbrechen:

In dem folgenden Text werde ich ein konkretes Beispiel für die grausamen Verbrechen der Wehrmacht an Hand einer kurzen Dokumentation, des blutigen Feldzuges gegen Russland liefern:

Am 22. Juni des Jahres 1941 begann die Wehrmacht (in Hitlers Auftrag) mit dem Überfall auf die Sowjetunion ihren blutigen Feldzug gegen Russland. Hitler wollte seine Ideologie "auf Biegen und Brechen" durchsetzen und verletzte auch ohne jegliche Skrupel den einige Jahre zuvor mit Stalin geschlossenen "Nichtangriffspakt". Dieser Krieg forderte das Leben von mehr als zwanzig Millionen Bürgern der Sowjetunion und verwüstete weite Teile des Landes. Am Ende dieses Krieges stand die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht und der Sieg der Roten Armee.

In der heutigen Literatur charakterisiert man diesen Krieg häufig als "Vernichtungskrieg". Ein sehr schwerwiegender, meiner Meinung nach allerdings zutreffender Begriff. Bei diesem Krieg ging es nicht wie bei den vorangegangenen Kämpfen um eine an Regeln des Kriegsvölkerrechts orientierte militärische Kampfhandlung, deren Ziel allein im Sieg bestand. Nein, dieser Feldzug fand in einer Aggression statt, die man nur als "verbrecherisch" bezeichnen kann.

Noch während der Kampfhandlungen, der intensiven Ausrottung ganzer Landschaftsstriche (Politik der verbrannten Erde) liefen in Deutschland bereits neue Lebensraumplanungen für den deutschen "Herrenmenschen", wie ihn die nationalsozialistische Ideologie sah. Von ihrer Führung gedeckt, hatte die Wehrmacht freie Hand, für Gewaltmaßnahmen gegen die Bevölkerung und dem Massenmord an sowjetischen Juden, welcher Teil des rassenideologischen Vernichtungskrieges war.

Nach dem Ende des Krieges sollten die Länder im Osten germanisiert und deren Bevölkerung dezimiert werden. Doch ist, wie vorher schon angesprochen, eine völlige Schuldzuweisung nur zum Teil gerechtfertigt. In den folgenden Ausführungen möchte ich auf Gründe eingehen, welche die Ursachen des blinden Vertrauens an ein solch totalitäres Regime zu erklären, jedoch nicht zu entschuldigen versucht:

Zum einen war es die schon zu großen Teilen unter der imperialistischen Politik Wilhelms II. aufkeimende und unter Adolf Hitler zum Endpunkt gebrachte Rassenideologie, welche jeglichen Vorbehalt gegen solch verbrecherische Befehle als einen natürlichern Zustand der Verteidigung und Erhaltung der eigenen "arischen" Rasse zu erklären versuchte, zum anderen war der Anpassungsdruck in der Bevölkerung mittlerweile so groß, dass man sich inzwischen schon an die Geringschätzung des Völkerrechts "gewöhnt" hatte. Auch die Kirchen, durch Hiltlers Gleichschaltungspolitik dem Regime vielfach verbunden, befürworteten den Kampf gegen den "gottlosen Bolschewismus". Zu dem angepassten Verhalten kam aber bei der Wehrmacht noch das militärische Prinzip von Befehl und Gehorsam zur Geltung.

Verweigerungen von Befehlen waren für den einfachen Soldaten ein lebensgefährliches Risiko, dass sicherlich auch dazu führte, einfach wegzusehen oder Verbrechen zu tolerieren. Die Hauptschuldigen muss man also vordergründig in der Führungsriege der Nationalsozialisten und der Befehlsebene der Wehrmacht suchen, denn die meisten Offiziere bekannten sich zum Soldatentum im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie. Um den Untaten und Verbrechen der Wehrmacht jedoch deutlichen Ausdruck zu verleihen, finde ich es angebracht, einige detailliertere Beispiele zu erbringen:

  • ca. 1000 - 2000 Politkommissare der Roten Armee, die in die Hände der Wehrmacht geraten waren wurden liquidiert.
  • Mehrere hunderttausend zivile kommunistische Funktionäre wurden ermordet, viele hunderttausend Sowjetbürger (außerhalb der eigentlichen Kampfhandlungen) umgebracht, wurden im Zuge kollektiver Gewaltmaßnahmen, wie zum Beispiel, dem Niederbrennen ganzer Ortschaften getötet, als Partisanenverdächtige, als Geiseln oder als Freischärler erschossen.
  • 2 Millionen jüdische Sowjetbürger, unzählige Roma und Sinti und Behinderte fanden den Tod als Folgen des rassenideologischen Vernichtungskrieges.
  • Von den etwa 5,7 Millionen gefangengenommen Sowjetsoldaten starben etwa 3,3 Millionen.
  • Um das wohl bekannteste Beispiel, der mörderischen Zusammenarbeit von SS und Wehrmacht zu erwähnen: Die Massaker in der Schlucht von Babi Jar am 29. und 30. September 1941 forderten den Tod von 33.771 jüdischen Einwohnern von Kiew. Nach der Eroberung durch deutsche Truppen wurden die Betroffenen unter Vorspiegelung falscher Tatsachen (Umsiedlungen) in ebendiese Schlucht getrieben und dort von Sonderkommandos der SS umgebracht. Das Oberkommando der 6. Armee in Kiew war über die Mordaktion in allem Umfang informiert und unterstützte diese.

Die Klärung einer endgültigen Schuldfrage, so finde ich, liegt außerhalb jeglichen Ermessens derjenigen, die nicht Opfer dieses totalitären Regimes waren. Es wird in jedem Falle immer leichter fallen (egal welche politische Ansicht man vertritt) die Schuldfrage zu pauschalisieren und sich somit zu einer endgültigen Wertung hinreisen zu lassen. Vergessen werden, neben den kontroversen Diskussionen und Analysierungsversuchen, dabei leider oft die Opfer, denen in jedem Falle mehr Beachtung geschenkt werden sollte.