Preisgekrönte Reisereportage (2001)
"Der Tod ist ein Meister aus Deutschland"
Vom 15.-19.10.2001 unternahm eine Gruppe von Schülern und Lehrern des G.-E.-Lessing-Gymnasiums Döbeln eine Exkursion nach Polen. Ziel waren vornehmlich die Gedenkstätten in Oswiecim (Auschwitz), aber auch die polnische Königsstadt Krakau. Der nachfolgende Bericht vermittelt Eindrücke des Erlebten:
Der erste Tag - Stammlager Auschwitz
Nicht alle wissen, dass Auschwitz eigentlich aus zwei Lagern besteht, dem sog. Stammlager in Auschwitz, einem Konzentrationslager, und dem Vernichtungslager im ca. 3 km entfernten Auschwitz-Birkenau. Die Dauerausstellung zur Geschichte dieser Lager wurde auf dem weiträumigen Gelände des Stammlagers eingerichtet.
Für die meisten von uns ist es die erste Besichtigung der Gedenkstätte und wie viele andere frage auch ich mich, was uns erwarten wird. Zwar habe ich durch Bücher und Filme bereits eine vage Vorstellung, dennoch überkommt mich jetzt, da ich selbst am Ort des Verbrechens stehe, ein Gefühl der Beklommenheit. Wie grausam und unmenschlich müssen die Bedingungen gewesen sein, unter denen die Häftlinge hier lebten ? Aber vielleicht auch: Welches Maß an Grausamkeit wird dem Besucher der Ausstellung zugemutet?
Während ich im Museum die Filmvorführung zum Konzentrations- und Vernichtungslager sehe, gehen mir diese Fragen nicht aus dem Kopf. Die authentischen Aufnahmen, die bei der Befreiung des Lagers gedreht wurden, vermitteln einen ersten Eindruck vom Leben an dem Ort, dessen Name zum Symbol für den Holocaust wurde.
Der eigentliche Rundgang beginnt vor dem Lagertor, das die zynische Aufschrift "Arbeit macht frei" trägt. Als ich selbst hindurch gehe, wird mir eines wieder bewusst: Ich kann mich an diesem Ort frei bewegen, ich kann jederzeit gehen, ohne um mein Leben fürchten zu müssen. Tausende Menschen vor mir konnten das nie. Vor weniger als 60 Jahren zogen sie hier täglich morgens zur kräfteraubenden Arbeit nach Auschwitz-Monowitz in die Fabriken der IG Farben. Abends kehrten sie erschöpft und keineswegs freier als am Morgen zurück. Wir gehen weiter, vorbei an den roten Backsteinbauten, die von kahlen Pappeln gesäumte werden. In den ersten Ausstellungsräumen wird das Ausmaß des Völkermordes deutlich gemacht. Zwar gibt es keine genaue Zahl der in Auschwitz Ermordeten, da nur die "arbeitsfähigen" Menschen mit Häftlingsnummern versehen wurden, doch allein die Schätzungen, die bei ca. 1,5 Millionen Menschen liegen, machen sprachlos.
Die Geschichte der Lager soll durch verschiedene Quellen greifbar werden. Wir sehen z.B. handschriftliche Dokumente, die zeigen, mit welcher fanatischen Akribie SS-Männer bei der Registrierung der als "arbeitsfähig" eingestuften Menschen vorgingen. Ausgestellt ist auch ein Modell der Gaskammer und des Krematoriums II. Man bekommt so eine Vorstellung vom Ablauf der Vernichtung. Nach der Selektion auf der Rampe wurden die Todgeweihten in den Auskleideraum geführt, danach sofort in einen Duschraum. Uns allen ist klar, dass aus den Brausen an der Decke niemals Wasser floss. Und doch ist das, was wirklich in diesem Raum passierte, nur schwer vorstellbar. Bis zu 1000 Menschen starben innerhalb von 15 bis 20 Minuten qualvoll unter dem Einfluss des Zyklon B.
All das, was ich bislang gesehen habe, wird im nächsten Saal übertroffen. Hier türmen sich hinter einer Glaswand Berge von Menschenhaar. Während ich durch das Glas blicke, kommen mir Bilder von "kurzgeschorenen" Frauen, Männern und Kindern in den Sinn. Und ich frage mich: War es nicht schon erniedrigend genug, dass sie täglich den Demütigungen der SS-Männer ausgesetzt waren? Musste man ihnen auch noch ihre Würde nehmen, indem man sie ihrer Haare beraubte? Noch unbegreiflicher ist für mich die Vorstellung, dass die Haare in deutschen Fabriken als Rohstoff verwendet wurden. Schon der bloße Gedanke, dass aus diesem Gewebe vielleicht Kleidungsstücke entstanden, lässt mich erschauern.
Ein kleiner Teil der Gegenstände, die man den Häftlingen vor ihrer Ermordung geraubt hatte, wird heute noch ausgestellt. Neben Haushaltsgegenständen sind unter anderem auch Koffer, die Name und Anschrift der nach Auschwitz Deportierten tragen, und Berge von Schuhen zu sehen. Zwischen unzähligen braunen und schwarzen Schuhen fällt einigen von uns ein rotes Paar Damenschuhe auf. Unweigerlich fühlen wir uns an eine Szene aus dem Film "Schindlers Liste" erinnert, an das kleine Mädchen mit dem roten Mantel, welches zwischen fliehenden Juden und brüllenden SS-Männern während der Räumung des Krakauer Ghettos sichtbar wird.
Während ich durch den Raum gehe, fallen mir auch die unzähligen Kinderschuhe ins Auge. Wir erfahren, dass Kinder - vor allem jüdische Kinder und Kinder von Sinti und Roma - im Lager genauso behandelt wurden wie die Erwachsenen. Die Mehrzahl der jüdischen Kinder starb in den Gaskammern sofort nach dem Eintreffen. Einige mussten jedoch unter den gleichen Bedingungen wie ihre Eltern arbeiten und leben. Auch für kriminelle Experimente wurden sie von skrupellosen Ärzten missbraucht.
Nachdem wir einiges zu den menschenunwürdigen Lebensbedingungen im Lager erfahren haben, nähern wir uns dem sogenannten Todesblock. "Täglich wurden hier manchmal bis zu 100 Todesurteile gefällt.", erklärt uns unsere Begleiterin.
Dann zeigt sie auf einen Hof, der zwischen zwei Blöcken liegt. Hier an dieser schwarzen Wand wurden Tausende erschossen. Im Gedenken an die Opfer haben Besucher Blumen niedergelegt und Kerzen angezündet. Auch wir halten für einige Minuten schweigend inne, bevor wir uns in den Keller des "Todesblocks" begeben. Die schmalen Kellergänge zwingen uns hintereinander zu gehen. Vorbei an düsteren Arrestzellen gelangen wir in einem Raum mit vier kleinen Strafbunkern. Beim Anblick der kaum einen Quadratmeter großen Flächen, erscheint es unvorstellbar, dass vier Menschen auf diesem beengten Raum mehrere Tage zubringen mussten.
Aus den dunklen Kellergängen treten wir wieder ans Tageslicht. Nachdenklich gehen wir den Weg entlang - vorbei an den roten Backsteinblöcken, vorbei an den von Häftlingen gepflanzten Birken und Pappeln, die wie stumme Zeugen der Vergangenheit anmuten.
Nach einigen Minuten kommen wir an einem niedrigen Gebäude an, dessen breiter Schornstein verloren in die Landschaft ragt. Durch eine schwarze Eisentür betreten wir das Krematorium des Lagers und gelangen zuerst in die provisorische Gaskammer, in der 1941 und 1942 sowjetische Kriegsgefangene und Juden getötet wurden. An den grauen Wänden des fensterlosen Raumes bröckelt der Putz. Kälte schlägt uns entgegen. Dann treten wir in einen Raum, dessen Decke pechschwarz ist, und in den nur spärlich Licht dringt. Immer wieder fällt mein Blick hier auf die rekonstruierten schwarzen Krematoriumsöfen. Und ich frage mich unaufhörlich, wie sich die Häftlinge gefühlt haben müssen, deren Aufgabe es war, die Leichen zu verbrennen. Je mehr ich darüber nachdenke, umso klarer wird mir, dass sie letztlich wie alle anderen einen Befehl ausführten - einen Befehl, dessen Verweigerung sie das Leben gekostet hätte. Und doch muss die Arbeit unvorstellbar zermürbend gewesen sein.
Meine Gedanken werden vom Läuten der Glocken unterbrochen, drei Stunden hat unser Rundgang gedauert, es ist jetzt schon nach 17.00 Uhr, die Sonne geht schon langsam unter und wir verlassen das Gelände der Gedenkstätte.
Der zweite Tag - Auschwitz-Birkenau
Mit einem kalten, nebligen Morgen beginnt der zweite Tag unseres Aufenthaltes in Oswiecim (Auschwitz). Am Vormittag haben Interessierte die Möglichkeit, noch einmal mit dem Bus ins Stammlager zu fahren, um in die einzelnen Länderausstellungen zu gehen. Jede Nation, die Opfer zu beklagen hatte, konnte nach dem Krieg auf dem Lagergelände eine eigene Ausstellung gestalten.
Um in der kurzen Zeit, die uns hier verbleibt, möglichst viel zu sehen, fahre ich mit, besuche eine Sonderausstellung über die Roma und Sinti, dann die italienische und die israelische Länderausstellung. Als wir letztere wieder verlassen wollen, stehen wir vor einem Problem, mit dem wir alle nicht richtig umgehen können. Wir begegnen einer Gruppe jüdischer Jugendlicher, die in einem kleinen Raum direkt vor dem Ausgang der Ausstellung betend der Opfer gedenken. Viele von ihnen weinen, alle wirken zutiefst verzweifelt. Einige von uns bekamen regelrecht Angst, vielleicht weil sie sich irgendwie schuldig oder mit verantwortlich fühlten. Einige spürten in diesem Moment, was das wohl für ein Gefühl ist, wenn man sich schämt, ein Deutscher zu sein. Niemand von uns traute sich, die Ausstellung durch diesen Raum zu verlassen. Ich versuchte mir vorzustellen, was die jüdischen Jugendlichen empfinden, wenn sie uns an diesem Ort begegnen und was sie über uns denken. Außerdem stelle ich mir die Frage, was ihnen bei der Führung durch das Lager erzählt wird - dasselbe wie uns? Nach einer kurzen Beratung entscheiden wir uns, die Ausstellung zu verlassen indem wir uns auf dem Weg, den wir gekommen waren, wieder davonschleichen. Mit vielen Fragen im Kopf kehren wir zurück.
Am Nachmittag fahren wir dann nach Birkenau. Ich bin gespannt, was mich dort erwartet und wie ich darauf reagieren werde. Am Vorabend hatten mir einige Mädchen aus einer anderen Gruppe erzählt, dass Birkenau weitaus schlimmer zu ertragen wäre, als das Stammlager.
Das Wetter ist dunstig, grau und kalt als wir unsere Führung an den Eisenbahnschienen, über die noch vor einem halben Jahrhundert tagtäglich Züge voller Menschen rollten, beginnen. Auf den ersten Blick schon erschrecken viele über die riesige Dimension dieses Lagers. Wir sehen die Schornsteine der abgerissenen Baracken, Drahtzäune und Schienen und nirgends ist ein Ende des Lagers abzusehen. Unser polnischer Begleiter erzählt, dass es ca. 17 Quadratkilometer groß ist, aber vorstellen kann sich das keiner von uns. Dann betreten wir zögerlich eine der erhaltenen Baracken. Die Häftlinge wurden wie Tiere in den roh zusammengezimmerten Verschlägen eingepfercht, der Fußboden ist nass, die Wände modern, lange halte ich es hier nicht aus, ich muss wieder ins Freie. Bilder und Textpassagen aus Büchern, die ich über Auschwitz gelesen habe, fallen mir wieder ein. "Der Tod ist mein Beruf" von Robert Merle und auch der "Roman eines Schicksallosen" von Imre Kertesz haben einige von uns gelesen haben, und wir versuchen uns diese Handlungen hier vorzustellen, diskutieren sogar manchmal über Details.
Die Besichtigung der Ruinen eines Krematoriums geht allen sehr nah, unser Begleiter zeigt uns auch die Teiche, die sich hinter den Krematorien befinden. Hier wurde früher die Menschenasche hineingekippt.
Während wir die unendlich lang erscheinenden Lagerwege ablaufen und die grausamen Fakten genannt bekommen, spüren wir eine seltsame Atmosphäre. Es herrscht im wahrsten Sinne des Wortes eine Totenstille über dem Lager und auch in den meisten von uns selbst. Andererseits aber wirkt die Ruhe und das weitläufige Lagergelände beinahe friedlich. Wir laufen zwar die Straßen entlang, sehen Bilder, Baracken und Schornsteine, aber so richtig begreifen oder nachvollziehen kann niemand, was hier einmal geschehen ist. Alles wirkt irgendwie so unwirklich und so weit weg und es ist vielen unvorstellbar, was vor 60 Jahren für grausame Dinge in diesen Straßen und Baracken stattgefunden haben.
Die Rückfahrt zur Jugendbegegnungsstätte treten alle sehr still und nachdenklich an. Ich bemerke, dass der Umgang mit dem Gesehenen sehr unterschiedlich ist. Manche versuchen sich sobald wie möglich wieder mit anderen Dingen abzulenken, andere aber führen untereinander lange Gespräche, um ihe Eindrücke verarbeiten zu können. Nach dem Abendessen haben wir dann die Gelegenheit mit einem Zeitzeugen zu sprechen. Es wird zunehmend schwieriger noch Menschen zu finden, die aus eigenem Erleben über Auschwitz erzählen können. Sicher geht jeder mit unterschiedlichen Vorstellungen und Erwartungen in dieses Gespräch. Mit gemischten Gefühlen suche auch ich mir einen Platz im Konferenzraum.
Wie wird dieser Zeitzeuge aussehen? Ist er verbittert, wütend auf irgend jemanden? Was wird er uns erzählen und was werden wir ihn fragen können? Wie fühlt er sich vielleicht uns gegenüber und wie werden wir uns fühlen? Wird dieses Gespräch Belehrung oder Anklage?
Herr Kazimir Smolen, der einige Jahre lang auch Direktor der Gedenkstätte war, und als politischer Häftling zu den ersten Gefangenen im Stammlager gehört hat, erzählt uns zuerst einige Dinge aus dem Lagerleben, verbunden mit seiner eigenen Biographie. Anschließend haben wir dann die Möglichkeit, ihm Fragen zu stellen, die er gern und sehr ausführlich beantwortet. Viele von uns sind erstaunt darüber, wie viel Lebensfreude der alte Mann ausstrahlt, wie vital er noch aussieht, aber vor allem wie sachlich - und teilweise sogar mit einer Art schwarzem Humor- er über seine Erfahrungen spricht. Die Erklärung liegt vielleicht darin, dass er dieses Thema, die Gedenkstätten- und Aufklärungsarbeit zu seinem neuen Lebensinhalt machen und daraus Mut und Kraft schöpfen konnte.
Die Ausstellung im Stammlager, die Verzweiflung der jüdischen Jugendlichen, die einsamen Schornsteine in Birkenau, die Erzählungen des Kazimir Smolen - all dies fügt sich ganz langsam an diesem Abend zu einem Gesamtbild, das sind die Dinge, an die ich sicher in Zukunft denken werde, wenn ich Auschwitz höre.
Der dritte Tag - Krakau
Nun ist der Besuch der Gedenkstätten in Auschwitz eigentlicher Anlass unserer Exkursion gewesen, aber es wäre auch sträflich, wenn man zudem nicht versuchen würde, etwas über Polen und über polnische Geschichte zu lernen.
Krakau, ca. 70 km von Auschwitz entfernt, war unser Ziel am Donnerstag. Schon die Busfahrt jenseits der neuen Autobahn zeigte uns etwas von dem, was Polen heute prägt. Neu erbaute Filialen westlicher Handelsketten fanden sich fast in unmittelbarer Nachbarschaft zu alten polnischen Bauernhäusern, die -aus Holz erbaut- an allseits bekannte russische Märchenfilme erinnern. Ein Bauer eilt einem vom Pferd gezogenen Holzpflug hinterher. Das überschaubare Feld befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem gläsernen Autohaus, in dem für wohlhabende Polen japanische Mittelklassewagen angeboten werden.
Polen heute - das scheint ein Land mit großen Gegensätzen zu sein. Moderner westlicher Lifestyle findet sich unmittelbar neben der tradierten, stark von der Landwirtschaft geprägten Lebensweise.
Krakau, die ehemalige Hauptstadt Polens, Residenz der polnischen Könige ist schon von weitem sichtbar. Die Wawelanhöhe ist seit dem frühen Mittelalter Sitz der weltlichen und kirchlichen Fürsten, das Königsschloss und die Kathedrale des Erzbischofs finden sich hier in unmittelbarer Nachbarschaft. Am Fuße des Wawel entdeckt man die Skulptur eines Drachen, der früher in einer Höhle oberhalb der Weichsel gewohnt haben soll. Für polnische Schulklassen, die wir an diesem Tag häufig treffen, ist ein Besuch des Drachen Pflicht - logisch - der speit aller drei Minuten Feuer. Hier, am "größten Feuerzeug Polens", treffen wir unseren Stadtführer, einen studierten Archäologen, der sich mit drei ehemaligen Kommilitonen selbständig gemacht hat. Gemeinsam gründeten sie ein Reisebüro mit dem witzigen Namen "Marco der Pole" (www.marcoderpole.com.pl), heute eine der besten Adressen für Bildungs- und Studienreisen nach Polen, die Ukraine, Weißrussland oder das Baltikum. Drei Stunden dauert der Rundgang durch die europäische Kulturhauptstadt des Jahres 2000. Das ist natürlich viel zu wenig, um die Stadt wirklich kennenzulernen, aber immerhin genug, um einen ersten Eindruck zu erhalten. Wer Krakau einmal gesehen hat, kommt sowieso wieder, so die Logik unseres polnischen Stadtführers, den wie Pawel nennen dürfen.
Eine erste Station ist der berühmte Burgberg des Wawel, der den Polen als heiliger Ort gilt. Jeder Pole soll mindestens einmal in seinem Leben die "polnische Akropolis" besucht haben. Interessant ist in diesem Zusammenhang vielleicht, dass die polnische Polizei in den 80er Jahren, als auch in Krakau Tausende gegen die kommunistische Obrigkeit demonstrierten, nie den heiligen Berg betrat. Man erwartete das protestierende Volk am Fuße des Berges. Auf dem Wawel finden sich wichtige Gebäudekomplexe. Das königliche Schloss, ein beeindruckender und liebevoll restaurierter Renaissancebau, steht unmittelbar neben jenem Gebäude, von dem aus ab 1939 der unselige Hans Frank das Generalgouvernement Polen regierte. In unmittelbarer Nachbarschaft zeigt sich uns auch die Kathedrale des Krakauer Erzbischofs.
Hier begann die Karriere des heutigen Papstes Johannes Paul II., der als Karol Wojtya in der Stadt Wadowice unweit von Krakau geboren wurde. Er studierte an der Krakauer Universität Philosophie und Literatur, wurde hier 1946 zum Priester geweiht und war von 1964-78 Erzbischof der Stadt. Ein bisschen interessiert mich, welches Bild vom Papst unser modern gekleideter Stadtführer hat. Nach seiner Meinung über das Kirchenoberhaupt gefragt, schmunzelt er, sagt, dass er Katholik wäre, schweigt eine Weile und fügt, meinen fragenden Blick registrierend, hinzu, dass man den Papst ja wegen seiner strengen Auslegung der Lehre kritisieren könnte, nur eines könne man ihm nicht vorhalten, dass er nicht ehrlich sei. Der Papst, führt er weiter aus, sagt, was er denkt. Dafür bewundern ihn hier in Polen auch jene, die seine Auffassungen sonst nicht teilen und so viele sind das am Ende nicht - 91% der polnischen Bevölkerung fühlen sich der katholischen Kirche zugehörig. Als wir vom Wawelhügel herabsteigen, werden wir auf das ehemalige Wohnhaus von Oskar Schindler aufmerksam gemacht. Steven Spielberg drehte seinen Film "Schindlers Liste" vornehmlich an Originalschauplätzen. Wichtige Filmkulisse war auch das ehemalige jüdische Viertel der Stadt. Vor dem II. Weltkrieg lebte in Kazimierz die viertgrößte jüdische Gemeinde Polens. 65 000 Krakauer Juden wohnten hier und in vielem glich dieser Stadtteil ganz in der Nähe der Krakauer Altstadt einem typischen osteuropäischen Schtetl. Nur 10% der Krakauer Juden überlebten den Holocaust, die meisten wurden in Belzec oder Auschwitz umgebracht. Was übrig blieb, war das Viertel als solches, das neben dem Ghetto in Venedig zu den am besten erhaltenen jüdischen Stadtteilen Europas gehört. In Kazimierz finden sich noch immer sechs Synagogen und zwei Friedhöfe, von denen der bei der Remu-Synagoge gelegene zu den drei ältesten Europas zählt. Darüber hinaus besitzt Kazimierz heute ein jüdisches Kulturzentrum, einige jüdische Restaurants, die entsprechende Gerichte und allabendlich Klezmermusik anbieten. Jedes Jahr im Juni findet ein jüdisches Kulturfestival statt. Musik erfüllt dann die Gassen, es herrscht Feststimmung vor, und dennoch vermag auch dieses Ereignis nicht das bereits 60 Jahre lang vorherrschende Gefühl einer dauernden Leere zu verdrängen.
Als wir den Marktplatz von Krakau betreten, wissen die meisten nicht, was sie zuerst bestaunen sollen: die prächtige Marienkirche mit dem berühmten Veit-Stos-Altar, die Tuchhallen, den Rathausturm, die vielen restaurierten Bürgerhäuser oder das pulsierende Leben dieser Großstadt, die Straßenmusikanten, die unzähligen -und gut besuchten- Cafés und Restaurants. Spätestens in diesem Moment kann man die in Deutschland noch weit verbreiteten Klischees vom rückschrittlichen Polen nur noch belächeln. Für viele aus unserer Gruppe, war es ja überhaupt der erste Besuch im Nachbarland, sorgenvoll wurden einige von misstrauischen Großeltern verabschiedet, aber am Ende ist wohl auch dem letzten hier auf dem Krakauer Altmarkt klar geworden, dass Polen selbstverständlich zur Europäischen Union hinzugehören muss. Wohl dem, der noch stauen kann. "Solche prächtigen Städte hätten wir im Osten nicht vermutet.", sagen einige und dem Rest sieht man an, dass er Ähnliches dachte. Hier auf dem Altmarkt endete unser Stadtrundgang. Die meisten wollen sich erst einmal setzen. Da wir uns schon etwas genauer auskennen, steuern wir zielsicher das Café "Chamäleon" mit seiner einmaligen Atmosphäre an. Man findet es in einer kleinen Seitenstraße unweit des Marktes. Spätestens seit es ein New Yorker Lifestylemagazin zum besten Café der Welt erhob, ist es -leider- kein Geheimtipp mehr, dennoch bleibt der Apfelstrudel, den es hier gibt, der beste, den ich kenne. Ein Blick in die Runde der Cafébesucher zeigt, dass Krakau eine sehr junge Stadt ist, unter den über 800 000 Einwohnern gibt es 100 000 Studenten. Viele sehen in Krakau die geistige Hauptstadt Polens. Dies liegt nicht nur an der berühmten Universität, sondern auch daran, dass hier berühmte Künstler zu Hause sind. So ist Krakau die einzigste Stadt der Welt, in der gleichzeitig zwei Literaturnobelpreisträger wohnen: Czeslaw Milosz (1980) und Wislawa Szymborska (1996). Der weltbekannte Futurologe Stanislaw Lem lebt genauso in Krakau, wie der berühmte Regisseur Roman Polanski. Abgeschlossen wird unser Besuch in Krakau von einer Droschkenfahrt durch die Gassen der Altstadt, noch einmal vorbei an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Der Kutscher ist ein freundlicher Mann, mit geschwungenem Bart und wettergegerbter Haut. Er trägt eine landesübliche Bauerntracht, die irgendwie aussieht, als wäre sie mit ihm verwachsen.
Viel haben sie nicht gemeinsam, der sorgsam gekleidete Jungunternehmer, der uns am Anfang unseres Krakau-Aufenthaltes begleitete, und der urwüchsige Bauer, der im hektischen Krakau wie ein Überbleibsel aus einer längst vergangenen Zeit wirkt, als er seine Pferde mit bewundernswerter Ruhe durch den lärmenden Verkehr Krakaus steuert. Letztlich sind diese beiden kurzen, zufälligen Bekanntschaften wohl symptomatisch für das Polen im Jahr 2001.
Text: Claudia G., Anja Wi., Michael Höhme
Fotos: Anne B.
Die Reisereportage "Der Tod ist ein Meister aus Deutschland" wurde 2003 im Rahmen des Wettbewerbs "Denkt@g im Internet" von der Konrad-Adenauer-Stiftung ausgezeichnet.
Stimmen zur Gedenkstättenfahrt
Der Besuch des Arbeits- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau hat mich stark beeindruckt. Ich fühle mich zwar nicht schuldig, aber es war schon manchmal eigenartig, an den Stellen des Verbrechens zu sein. Ich glaube, jedem hat sich die Frage aufgedrängt, wie Menschen dazu fähig sein können, anderen so ein Leid zuzufügen. Der Eindruck, oder besser gesagt, das Bild, das mich am meisten beschäftigt hat, war der Anblick der Protesen. Hier wurde am deutlichsten, dass wirklich alle Bevölkerungsschichten betroffen waren. Die Palette erstreckte sich von provisorischen Holzkrücken bis zu modernen Protesen, die sich wahrscheinlich nur die finanziell besser Betuchten leisten konnten. Alles in allem entsprach das Erlebte meinen Vorstellungen, das Ausmaß übertraf sogar die kühnsten Erwartungen.
Für mich war es eine wichtige Erfahrung, sich mit der Vergangenheit auseinanderzu- setzen, die grausamen Folgen des Nationalsozialismus in Auschwitz nachzuvollziehen und aus ihnen zu lernen. Ich hoffe, dass so etwas nie wieder passieren wird !
Was für Erwartungen hatte ich an den Besuch von Auschwitz ? Ich kann es nicht genau sagen, hauptsächlich wollte ich die Fakten in meinem Kopf bebildern, um das Grauen besser fassen zu können. Ich benutze absichtlich das Wort fassen und nicht das Wort verstehen. Denn verstehen kann man diese Gräueltaten nicht, erst recht nicht nach dem Besuch der Gedenkstätten. Durch die Besichtigung, die gut illustrierten Ausführungen der zwei Gedenkstättenmitarbeiter und durch das Zeitzeugengespräch hat der Holocaust Gesichter bekommen und wurde dadurch noch schockierender. Der schwierigste Moment für mich war die Besichtigung der Vitrine mit dem Menschenhaar der Insassen. Ich realisierte auf einmal die gesamte Tragweite des Verbrechens und konnte diese, eigentlich alte, Erkenntnis schwer verarbeiten. Als Fazit dieser Fahrt kann ich sagen, dass ich die Gedenkstätte für sehr wichtig und unterstützenswert erachte, damit auch die nächsten Generationen das Grauen fassen können. Als letztes möchte ich noch meinen Respekt für den Zeitzeugen aussprechen, der in einer erstaunlich entspannten Art berichtet hat und den ich für seine Kraft, ständig die schrecklichen Erinnerungen wachzurütteln, um sie anderen mitzuteilen, sehr bewundere.
Von 'beeindrucken' kann ich für mich nicht sprechen, eher davon, dass die Reise meine Gedanken und Gefühle berührt hat. Die zwei ersten Tage mit der Besichtigung vom Stammlager und Birkenau waren für mich nicht nur Beweise / Informationen, sondern ich fühlte mich mit schuldig, was sicher auch meinem Alter und den Erfahrungen, erzählt von meiner Familie, zuzuschreiben ist. Für mich war und ist vieles bis heute noch unvorstellbar, grausam und niederschmetternd. In Gegenwart der jüdischen Jugendlichen schämte ich mich sogar, ein Wort Deutsch zu sprechen, obwohl ich nichts damit zu tun hatte und auch nicht verantwortlich war, bin ich trotzdem Deutsche. Besonders der 'Gang' über die aschegetränkte Erde in Birkenau ließ meine Gedanken völlig durcheinanderwirbeln und für mich das Unbegreifbare, Menschenunwürdige spürbar werden. Vielleicht sehe ich es zu eng, aber ich schämte mich manchmal auch vor unserem Begleiter, der uns durch das Lager führte, Deutsche zu sein.
Die Fahrt nach Oswiecim und der Besuch der beiden Gedenkstätten war ein sehr beeindruckendes Erlebnis. Noch viel stärker als in der Gedenkstätte Buchenwald war hier die emotionale Ergriffenheit zu spüren. Deutlich zu sehen war das Verhältnis von Kalkül und fabrikmäßiger Ermordung abertausender Juden auf der einen Seite und von Wahn und Hass auf der anderen. Dieses Verhältnis fand im Nationalsozialismus und damit auch in Auschwitz seine Zuspitzung und löschte fast ein ganzes Volk aus, kostete Millionen von Menschen ihr Leben. Umso erschreckender ist es, wenn Martin Walser von der "Moralkeule Auschwitz" oder vom "Schandmahl" (Mahnmal für die Ermordung der europäischen Juden) spricht und dafür stehende Ovationen von nahezu allen Spitzen der Politik erhält. Die Kontinuität, die hier zu Tage tritt, ist unverkennbar, wenngleich sie allseits abgestritten wird. Antisemitismus bis hin zu militanten Angriffen auf jüdische Einrichtungen sind immer noch vorhanden. Resignierend musste Ignaz Bubis feststellen: "Ich habe nichts bewegt (...) Wir werden als Juden hier für die Mehrheit immer die Fremden bleiben." Es bleibt zu hoffen, dass sich die Deutschen endlich der Verantwortung, die sie immer tragen werden, bewusst werden, denn Auschwitz wird immer ein Teil deutscher Geschichte bleiben.
Was mich am meisten beeindruckt hat, war vor allem die Größe von Birkenau, diese unvorstellbaren 17,5 km2 und auch die Stille an diesem Ort und in allen Menschen. Außerdem ist mir der traurige, hoffnungslose Blick der israelischen Gruppenmitglieder sehr nahe gegangen.
DAZ-Reportage von Schülern wird mit Preis geehrt
"Der Tod ist ein Meister aus Deutschland" war im November 2001 eine Aufsehen erregende Bild- und Text-Reportage in der DAZ überschrieben. Döbelner Gymnasiasten berichteten darin von einer Fahrt nach Auschwitz. Bereits im Jahr zuvor trug die Zusammenarbeit der Gruppe um Geschichtslehrer Michael Höhme mit der DAZ Früchte: Damals stellten die Jugendlichen die Ergebnisse ihrer Erforschung jüdischer Geschichte der Kreisstadt vor.
Nun erhält die Gruppe für ihre Arbeiten eine hohe Auszeichnung. Im Rahmen des Internet-Wettbewerbes "Denktag" der Konrad-Adenauer-Stiftung reichten die Jugendlichen eine für das Netz aufbereitete Version der Reportage als Wettbewerbsbeitrag ein. Aus den 130 Homepages von mehr als 2500 Schülern und Schülerinnen aus ganz Deutschland zu den Themenbereichen Nationalsozialismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus wählte die kritische Jury eine Handvoll Beiträge von insgesamt 150 Schülern aus, die nun in Berlin prämiert werden. Mit dabei: die Homepage der Döbelner Lessing-Gymnasiasten. "Wir sind stolz, dass wir diese Auszeichnung bekommen und wir freuen uns, dass die Zusammenarbeit mit Ihrer Zeitung so erfolgreich war", so Lehrer Michael Höhme gestern am DAZ-Telefon.
Nun fährt die Gruppe am 27. Januar in die Hauptstadt, wo Rita Süßmuth, Schirmherrin des Wettbewerbs, zusammen mit der Konrad-Adenauer-Stiftung in der Berliner Akademie die Gewinner ehrt. Auf diese warten unter anderem Reisen nach Washington, Amsterdam und Brüssel. Noch wird der Preis für die Döbelner geheim gehalten. "Aber es wird etwas wirklich Schönes", verriet die Leipziger Mitarbeiterin der Adenauerstiftung Ulrike Friedewald bereits vorab.
Der erstmals bundesweit durchgeführte Wettbewerb "Denktag" gehört zu den umfangreichen Aktivitäten der Konrad-Adenauer-Stiftung zum 27. Januar, der vom ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog 1996 zum "Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus" erklärt wurde. Hintergrund ist die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar 1945.
Kommentar
Auf das deutsche Schulsystem zu schimpfen, ist spätestens seit der Pisa-Studie en vogue. Die einheimischen Schüler rangieren im internationalen Vergleich im unteren Mittelfeld, weil eben auch die Lehrer nicht viel besser seien, so ein landläufig immer wieder gehörtes Vorurteil. Angesichts desinteressierter Schüler würden auch die Pädagogen schnell die Lust verlieren, etwas Besonderes an zubieten, so die Gegenseite. Dass beides keineswegs pauschal zutrifft, wird am Döbelner Lessing-Gymnasium des öfteren bewiesen. In einem spannenden Geschichtskurs beispielsweise forschten Schülerinnen und Schüler zur vergessenen jüdischen Historie der Kreisstadt und holten Dinge ans Licht, die selbst Fachleuten kaum bekannt sind. Später fuhren die Jugendlichen selbst nach Auschwitz und fassten ihre Eindrücke vom Ort des Schreckens in der DAZ zusammen. Dies ist nur ein Beispiel für lebendigen Schulunterricht – aber ein besonderes. Die Auszeichnung der Konrad-Adenauer-Stiftung ist zugleich auch eine Ermutigung für Lehrer, jenseits der alljährlichen Routine neue Wege zu suchen. Das Döbelner Beispiel macht so hoffentlich Schule.
Döbelner Allgemeine Zeitung
Hagen Kunze
17.01.2003
Verpflichtung, das Leichentuch der Nation zu lüften
"Nach der Selektion auf der Rampe wurden die Todgeweihten in den Auskleideraum geführt, danach sofort in einen Duschraum. Uns allen ist klar, dass aus den Brausen an der Decke niemals Wasser floss. Bis zu 1000 Menschen starben innerhalb von 15 bis 20 Minuten qualvoll unter dem Einfluss des Zyklon B."
Das Wortkleid des Unfassbaren verhüllt nichts. Völlig nackt blicken die Sätze dem Leser ins Auge. Anja Wippler, Claudia Günther und Michael Höhme haben sie in einer Reisereportage verfasst und mit Fotos von Anne Bieberstein unterstrichen. Die Jury war begeistert. Zum dritten Mal hat die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung den Jugend-Wettbewerb "Denkt@g im Internet" veranstaltet; am Montag wurden die Preisträger in Berlin geehrt. Eine Reise nach Brüssel haben die ehemaligen Schülerinnen des Lessing-Gymnasiums und Michael Höhme, Lehrer für Deutsch und Geschichte, gewonnen.
Am Anfang stand die Provokation: "Der Tod ist ein Meister aus Deutschland" tauften die Autoren ihren Beitrag zum DenkTag. Ein Zitat aus Paul Celans Gedicht "Todesfuge", das der Jury den Schrecken in die Glieder trieb. Doch sie sei zugleich begeistert gewesen, von der Offenheit, mit der die heute 19-Jährigen und ihr Lehrer ihre Empfindungen beschrieben.
Fotos von der Preisverleihung am 27.01.2003 in Berlin (übergeben wurden die Preise durch Frau Prof. Dr. Rita Süssmuth / Fotos: Anje Krieger)
"Eine Woche lang sind wir im Oktober 2001 mit einer Gruppe aus Schülern und Lehrern in Polen gewesen", sagt Michael Höhme. Ziele der Exkursion waren nicht nur das Stammlager Auschwitz und das drei Kilometer entfernte Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, sondern genauso ein Ausflug nach Krakau. "Mich hat die Größe Birkenaus beeindruckt", sagt Anne rückblickend. "Man schaute auf den Horizont, aber hat kein Ende gesehen." Die im Stammlager ausgestellten Bilder und Exponate - etwa Berge von Menschenhaar - sind Claudia im Gedächtnis haften geblieben. "Da viele meiner Schüler eine Schreibbegabung haben, kam uns die Idee, eine Reisereportage zu schreiben", so Höhme. Die Schulleiterin sei es schließlich gewesen, die dem Lehrer die Teilnahme am "Denkt@g im Internet" schmackhaft machte.
1996 rief der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog den 27. Januar zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus aus. Nicht, um einen weiteren staatlichen Feiertag ging es, mit offiziellen Reden, Kranzniederlegungen und Beileidsbekundungen. Genutzt werden soll dieser Tag, um junge Menschen zu erreichen. Schließlich liege beim Nachwuchs die Verpflichtung, dass der Holocaust, der wie ein Leichentuch auf der deutschen Nation liegt, nie wieder passieren kann. "Antisemitismus wächst in Europa wieder", warnte Prof. Dr. Rita Süssmuth, die Schirmherrin des Wettbewerbs, in ihrer Ansprache. Das Internet dürfe man nicht denjenigen überlassen, die rechtsradikale Parolen publizieren.
Trotz ihrer kreativen und künstlerischen Begabung: Keines der Mädchen hat das erfolgreiche Projekt im Berufsleben eingebunden. "Als Fotografin Geld zu verdienen", sagt Anne, "war ein Traum, den ich jetzt fallen gelassen habe." Seit einem halben Jahr studiert die junge Frau in Leipzig Medientechnik. "Geschichte machen viele", winkt Claudia ab. Sie studiert Englisch und Französisch auf Lehramt. Anja hält an ihrem Traum, Maskenbildnerin zu werden, fest. Im Herbst wird Michael Höhme erneut nach Polen fahren. Das Interesse seiner Schüler ist enorm.
Döbelner Allgemeine Zeitung
Antje Krieger
29.01.2003