Imre Kertész

" Wenn es ein Schicksal gibt, dann ist Freiheit nicht möglich.
Wenn es aber die Freiheit gibt, dann gibt es kein Schicksal.
Das heißt also, wir selbst sind das Schicksal."

Biografisches

Imre Kertész 2007 in Szeged, ungarischer Schriftsteller, 2002 Literaturnobelpreisträger
  • 1929 in Budapest geboren
  • 1944 nach Auschwitz deportiert
  • 1945 in Buchenwald befreit
  • seit 1953 als freier Schriftsteller und Übersetzter (u.a. Nietzsche, Freud, Hofmannsthal) in Budapest tätig
  • schreibt Musicals und Unterhaltungsstücke, Theaterstücke, Romane, Erzählungen
  • bekannteste Werke: "Roman eines Schicksallosen", "Kaddisch für ein nicht geborenes Kind", "Fiasko"
  • gewann viele Preise, z.B. Brandenburgischer Literaturpreis (1995), Leipziger Buchpreis zur europäischen Verständigung, Jeanette-Schocken-Preis, Bremerhaven (1997)

Foto: Segesvári Csaba / CC BY-SA

"Roman eines Schicksallosen"

"Ja, davon, vom Glück der Konzentrationslager müsste ich ihnen
Erzählen, das nächste Mal, wenn sie fragen!"


Wie kann es sein, dass man von Glück in einem Konzentrationslager reden kann? Ist das überhaupt möglich ? Ich denke, dies ist die Frage, die sich die meisten von ihnen jetzt stellen werden.
Konzentrationslager, Orte des Hungers, der Zwangsarbeit, der Qualen. Orte, an denen Millionen von Menschen ihr Leben lassen mussten. Ist all dies nicht der größte Gegensatz zu unserem Glücksempfinden?
Der ungarische Autor Imre Kertész versucht in seinem wohl bekanntesten Werk "Roman eines Schicksallosen" genau diese Problematik anzusprechen: "Die Entmystifizierung von Auschwitz!"

Es ist 1944, ein Jahr vor Kriegsende. Ungarn, welches an Deutschlands Seite im 2. Weltkrieg kämpft, wird 1944 dennoch vorsichtshalber von deutschen Truppen besetzt. Damit war das Schicksal Tausender jüdischer Menschen besiegelt.
So auch das des fünfzehnjährigen György, der in Budapest bei seinem Vater und seiner Stiefmutter behütet aufwächst. Mit dem Tag der Einberufung des Vaters zum Arbeitsdienst, ändert sich das Leben Györgys schlagartig. Er muss die Schule verlassen und von nun an arbeiten. Doch dies ist nur von kurzer Dauer, denn schon einige Monate später wird er gemeinsam mit sämtlichen anderen Juden aus einem Bus geholt und in eine Ziegelei am anderen Ende der Stadt gebracht. In der Überzeugung kriegswichtige Arbeit zu leisten, schreibt er sich für den Arbeitsdienst in Deutschland ein und findet sich kurze Zeit später mit zahlreichen anderen Freiwilligen im Zug wieder - es war der Beginn seiner Reise nach Auschwitz und Buchenwald.

In den Lagern angekommen, beschreibt er in ausführlicher Weise seine Eindrücke und versucht plausible Erklärungen für das Geschehene zu finden. Dabei stellt er jedoch nicht die Qualen der Insassen und die Gräueltaten der Vernichtungsmaschinerien in den Mittelpunkt, sondern schildert wie alles Schritt für Schritt auf ihn zukommt und wie er jeden Tag neu bewältigt, immer mit dem Ziel vor Augen wieder nach Hause zu kommen. Als er dieses Ziel, mit der Befreiung von Buchenwald durch die Alliierten im April 1945, erreicht, kehrt er mit gemischten Gefühlen nach Budapest zurück. Dort findet er jedoch weder seinen Vater, noch seine Stiefmutter vor, nur seine ehemaligen Nachbarn bieten ihm Einlass. Von ihnen erfährt er, wie sich das Leben in Budapest geändert hat und wie sie den Krieg erlebt haben. Doch all dies scheint so, als ob sie unbeteiligt waren und alles nur mit ihnen geschehen wäre, so, als ob es Schicksal gewesen wäre, was passiert ist und sie daran hätten sowieso nichts ändern können.. György jedoch, der Auschwitz überlebt hat, empfindet, das auch sie in Bewegung gewesen sind, dass es kein Schicksal gibt und das es auch in einem Konzentrationslager noch Glück gab.

Glück, was ist das überhaupt ? Eine Familie, Geld, jedes Jahr drei mal in den Urlaub fahren zu können, ein schickes Auto zu haben ? Oder vielleicht im Lotto gewonnen zu haben ? Was man bei diesem Begriff im Wörterbuch findet, ist folgendes: Glück: (griech. eudaimonia oder makariotes, lat.felicitas oder beatitudo) 1.) das Ziel alles menschlichen Strebens und Sehnens. -2.) der Zufall, das Geschick, das diesem Ziel (1.) den Gehalt gibt. Ich denke durch diese Definition wird die Bedeutung des Glücks für György deutlicher. Ist es nicht auch ein Glück, wenn man nach stundenlanger, harter Arbeit und einem nicht enden wollenden Appell endlich schlafen darf oder einem der Geruch einer warmen Suppe in die Nase steigt, wenn man den ganzen Tag gehungert hat ? Ist es nicht auch ein Glück, wenn man sich schwer verletzt und dadurch nicht mehr den ganzen Tag in einem Steinbruch schuften muss, sondern in einem Krankenhaus gepflegt wird. In einer Situation, in der das nackte Überleben zum Ziel eines jeden wird, ist es schon Glück, wenn man seinen Lebenswillen nicht verliert.

Das Empfinden von Glück ist also der Grund dafür, dass man die Hoffnung auf einen guten Ausgang nicht aufgibt. Der junge György ist letztendlich nur der Auffassung, dass er durch das lebenswichtige "Glück in den Konzentrationslagern" die Zeit in diesen überlebt hat. Ich denke, nur durch diese Hoffnung war es vielen Menschen möglich, die schwere Zeit in den Konzentrationslagern zu überstehen.

3. Was unterscheidet dieses Buch von anderen?

Das Buch "Roman eines Schicksallosen" übertrifft in seiner Art alle vorherigen Bücher und Erzählungen über den Holocaust. Es schockiert nicht durch die detaillierte Beschreibung der Grausamkeiten in den Konzentrationslagern, sondern durch das langsame Heranführen des Lesers an das Unfassbare. Der Autor hat hierbei eine Sprache gefunden, die vieles verschweigt und doch alles sagt. Imre Kertész hat es geschafft, ohne zu deuten oder zu werten der Linie eines staunenden Kindes treu zu bleiben, das seine nun neu gewonnen Aufgaben möglichst gut machen will. Die Bereitwilligkeit sich den Umständen anzupassen und vielleicht auch der naive Versuch die Logik der Lager zu verstehen, macht dieses Werk für uns so anstößig und doch wiederum so interessant. Dieses Buch nimmt Abstand von der üblichen Schuldzuweisung, sondern fragt nach der Verantwortung des einzelnen.

4. Textauszüge

Auszug eines Gesprächs mit einem Journalisten, den György kurz nach seiner Rückkehr in Budapest kennen lernt:

"Das heißt, dass die Zeit hilft" " Hilft.. ?" "Wobei?" "Bei allem", und ich versuchte ihm zu erklären, wie es ist, an einem nicht gerade luxuriösen, im ganzen aber doch annehmbaren, sauberen und hübschen Bahnhof anzukommen, wo einem alles erst langsam, in der Abfolge der Zeit, Stufe um Stufe klar wird. Wenn man die eine Stufe hinter sich gebracht hat, sie hinter sich weiß, kommt bereits die nächste. Wenn man dann alles weiß, hat man auch alles bereits begriffen. Und indes man alles begreift, bleibt man ja nicht untätig: schon erledigt man die neuen Dinge, man lebt, man handelt, man bewegt sich, erfüllt die immer neuen Forderungen einer jeden neuen Stufe. Gäbe es jedoch diese Abfolge in der Zeit nicht und würde sich das ganze Wissen gleich dort auf der Stelle über uns ergießen, so hielte es unser Kopf vielleicht gar nicht aus, und auch unser Herz nicht - so versuchte ich, es für ihn ein wenig zu beleuchten,..."

"Jetzt könnte ich ihr sagen, was es bedeutet "Jude" zu sein: nichts, für mich nichts und ursprünglich nichts, solange die Schritte nicht einsetzen. Nichts von alledem ist wahr, es gibt kein anderes Blut, es gibt nichts, bloß... , ich stockte, doch da ist mir plötzlich der Ausdruck des Journalisten eingefallen: es gibt bloß die gegebenen Umstände und in ihnen neue Gegebenheiten. Auch ich habe ein gegebenes Schicksal durchlebt. Es war nicht mein Schicksal, aber ich habe es durchlebt-....."

verfasst von: Corinna L.
Wahlgrundkurs „Jüdische Geschichte und Kultur“ 2001/2002

Der Roman als Schreibanlass

"Die Sonne schien.
Aus Buchenwald kamen sie, die Neuen, hier nach Zeitz. Ich freute mich geradezu über ein paar neue Gesichter obwohl im Grunde genommen sich doch alle ziemlich ähnlich sahen: kahl, Häftlingsmütze...

Ich war neugierig eventuell ein paar meiner ungarischen Landsmänner zu finden und so fragte ich schließlich einen noch recht Jungen, woher er denn käme. "Aus Budapest." Das war schön. Ich wurde gleich munter und fragte ihn nach meiner alten Straßenbahnlinie sechs. "Alles vorhanden.", meinte er und stellte mich so relativ rasch zufrieden. Wissen wollte ich nun eigentlich nur noch, wie er hierher geraten war. Mit dem Autobus haben sie ihn geholt. Weiter kam er nicht, denn in dem Moment brachte ihn die Ohrfeige unseres warmen Bruders zu Boden. Das tat mir schon leid, denn der Neue schien ziemlich wütend und eigentlich hatte ich ihm ja diese ganzen Fragen gestellt. Ich half György das Blut zu stillen. " Ich heiße Bandi Citrom" sagte ich und nun schien er interessiert an meinen vergangenen Erfahrungen. Ich erzählte ihm von meiner Einberufung vor vier Jahren, meinem Aufenthalt als Minensucher in der Ukraine und das es da nötig ist neben dem Spaten und dem Draht auch etwas Glück zu haben. Denn sonst wäre ich nicht unter den wenigen gewesen, die zurück gekommen sind. Er wollte die Geschichte hören, wie ich all meine Vorderzähne verloren habe. "Ausgeschlagen. Bin mit dem Zugführer aneinandergeraten. Habe mir auch das Nasenbein bei der Gelegenheit gebrochen." Doch dann unterbrachen uns mehrere Stimmen, die uns, wie György mir eher schlecht verständlich übersetzte, in unsere Blöcke einteilten. Schließlich verstand ich kein Deutsch. Wir gingen zusammen zu unserem Block fünf und dort fragte mich György nach dem Zweck der Grube nebenan. "Die Latrine. Na, ehe wir die vollgeschissen haben, sind wir wieder frei!" Daran glaubte ich wirklich und fest...

Es dauerte aber nicht lang und der Alltag zog wieder ein in unserem Konzentrationslager. Als erstes wollten wir alle gute Häftlinge werden. Aber ich glaube György begriff mehr und mehr, dass die guten Dinge, die er in Auschwitz über Arbeitslager erzählt bekam, immer mehr verblassten. Ich versuchte ihm also zu helfen, dem kleinen György Köves. An erster Stelle stand die innere Einstellung. "Die Hauptsache ist, sich nicht gehen zulassen: irgendwie wird es schon werden, denn es ist noch nie vorgekommen, dass es nicht irgendwie doch geworden wäre." brachte ich ihm bei.

Dann das Duschen, das Einteilen der Rationen, die wahre Funktion des Fußlappens, die beste Position in der Kolonne und bei der Suppenausgabe, das Umgehen mit dem Löffel...
Ich glaube, György versuchte wirklich sich diese Sachen einzuprägen und sie zu beherzigen. Er bemühte sich wirklich ein guter Gefangener zu sein.
Er wusste nur noch nicht, wer ihm hier im Lager gefährlich werden könnte, bezüglich seiner Einstellung. Die Muselmänner, "wenn man die nur anschaut, vergeht einem die Lust am Leben" , sagte ich zu ihm. In gleicher Weise musste ich ihn über die Finnen aufklären.
Doch auch wenn György und ich wirklich oft zusammen waren, fast so wie Freunde, schien er sich manchmal über mich zu wundern. Mein Lieblingslied stellte er in Frage, doch das wollte ich mir nicht nehmen lassen. Daran hielt ich fest. Genau wie an meiner Nefelejts-Straße. Da wohnte ich einst, lebte da. Ja, die Nefelejts-Straße...

Vier Jahre war ich nicht zu Haus- ich vermisse sie, die Lichter von Budapest.
Wie oft reden wir hier von der Freiheit.
Beim Arbeiten dann, gab ich stets mein Bestes und auch György versuchte mir hier nachzueifern. Doch wie ich manchmal sehen konnte, war es zuviel, was er seinem mageren Körper abverlangte.
Doch György und ich verlebten eine fast glückliche Zeit in Zeitz, denn bei entsprechender Lebensführung waren wir zufrieden mit unserem Leben im Konzentrationslager.
In unserem Block teilte ich mir mit György und zwei anderen Ungarn die Box. Es ist eng und wenn sich einer drehen will, müssen das notgedrungen alle tun.
Es kam nun die Zeit, in der mir auffiel, dass György immer schwerer wach zu kriegen war, immer mehr sich selbst zur Last wurde. Sein Aussehen verschlechterte sich zusehends. Er wirkte wie ein Loch, ein leeres- ohne jegliche Anzeichen von Kraft oder Wille. Ich erfuhr im Nachhinein, dass er nun auch Geschäfte mit den Finnen machte.
Seine Haut wurde schlaff und faltig, sein Körper war übersäht mit den typischen Merkmalen der Krätze: braune Ringe, Geschwüre, Risse und Sprünge, Schuppen - überall.
György wusch sich nicht mehr, blieb immer angezogen und wurde immer schlimmer durch die Schläge und die Prügel gekennzeichnet. Wir gerieten immer öfter aneinander. Ich sagte, dass er sich zu sehr gehen ließe. Doch er zeigte keine Reaktion.
Einmal zog ich ihn mit ganzem Krafteinsatz zu den Waschtrögen und zog ihn aus und wusch ihn mit kaltem Wasser ab. György wehrte sich fortlaufend, versuchte mich zu schlagen.
Von da an mied ich ihn, er wurde wie die Finnen: Sein Aussehen glich dem eines Toten.
Doch er bemühte sich keineswegs, im Gegenteil. Alles wurde schlimmer.
Ich hörte davon, dass sie ihn wegen seinem kranken Knie mit den vielen anderen Körpern auf einen Lastwagen schmissen..."

"Gehen müssen wir ja, oder?"

"Roman eines Schicksallosen" von Imre Kertész erzählt die Geschichte eines 15- jährigen Jungen namens György Köves, der seine Heimatstadt mit zahlreichen anderen verlassen muss und schließlich in das Konzentrationslager Auschwitz- Birkenau gebracht wird. Dabei erlebt dieser die Zugfahrt in den Viehwaggons wie ein Pfadfinderabenteuer.
Aussortiert zu den Tauglichen gelangt er nun nach Buchenwald. "Ich kann sagen, auch ich habe Buchenwald bald liebgewonnen", stellt der Junge aus Budapest in einer naiven, kindlichen Weise fest und sagt weiterhin: "Ein bisschen möchte ich noch bleiben in diesem schönen Konzentrationslager."

György tastet sich "Stufe für Stufe" weiter vor im Alltagsleben in Gefangenschaft.
Nachdem er im Arbeitslager Zeitz einige Monate zugebracht hat, wird er krankheitsbedingt nach Buchenwald zurückgebracht und fällt dort dem Tod vom Karren.
Nach der Befreiung des Lagers und einem Jahr prägender Momente, gelangt er nach Budapest, seiner Heimat, zurück. Und letztendlich stellt er fest: "Wenn es ein Schicksal gibt, dann ist Freiheit nicht möglich. Wenn es aber die Freiheit gibt, dann gibt es kein Schicksal. Das heißt also, wir selbst sind das Schicksal."

Seine Erfahrungen und Wahrnehmungen schildert Kertész mit lakonischem Gleichmut. Naiv und eben infantil lässt der Autor den Jungen handeln und wirken. Die Aufarbeitung seiner eigenen Erlebnisse zu dieser Zeit gibt Imre Kertész nicht einfach dem Leser preis. Er erreicht so die Absurdität der Existenz eines KZ- Häftlings in einer bisher nicht da gewesenen Art und Weise darzustellen. Die Existenz, gegen die eben nichts auszurichten war, die es nur auszuhalten galt.

Im Text selbst bricht er die chronologische Struktur immer wieder auf.
Das Unausdenkliche, das im "Roman eines Schicksallosen" bezüglich des Lebens im KZ bezeugt wird, zeigt, wie gelernt wurde, das eben Unvorstellbare als Normalität zu akzeptieren. "Das Glück -mein Glück- ist die Leichtigkeit der Last".

Imre Kertesz über seine Erinnerungen (1994):
"Wie verwahrloste herrenlose Hunde, sie umringen und starren einen an, sie hecheln und heulen zum Mond, du möchtest sie verscheuchen, aber sie weichen nicht... und hast du sie im Rücken, beißen sie zu."

Nach der Veröffentlichung des "Roman eines Schicksallosen" 1975 folgten im weiteren "Ich- ein anderer", das "Galeerentagebuch", in dem er unter anderem die "Schule der Erfahrung des Ausgeliefertseins, des modernen Elends, der Ausgrenzung" thematisiert, "Fiasko"1988 und "Kaddisch für ein nichtgeborenes Kind" 1989. Dabei erlangte der "Roman eines Schicksallosen" jedoch erst nach seiner zweiten deutschen Übersetzung von Christina Viragh (1996) gebührende Aufmerksamkeit .

"Wie soll sich die Welt von Auschwitz, von der Last des Holocaust befreien?"
Auf diese Frage antwortete Imre Kertész umfassend, wobei er anführt, " dass der einzig gangbar Weg der Befreiung durch das Erinnern führt". Er kritisiert im Zusammenhang mit den Ereignissen des Holocaust die heutige billige Vermarktung desselben. Zum Beispiel berichtet er über einen Mann, der über die schlimmen Ereignisse im Vernichtungslager berichtet, die ihm dort als Kind widerfahren seien. Letztendlich stellte sich jedoch heraus, dass dieser in der Zeit, von der er berichtete (1941-1945) sein Elternhaus nicht verlassen hatte. Als weiteres bekannteres Beispiel der " Auschwitz- Lügen" erwähnt er den Film Schindlers Liste. Dabei kritisiert er diesen als Kitsch, da Spielberg mit der am Ende des Films erscheinenden Menschenmenge (in Farbe) nicht die weitreichenden ethischen Konsequenzen von Auschwitz implizieren und der Mensch folglich unbeschadet das Lager verlassen würde.

Gegensätzlich dazu preist er den Film "Das Leben ist schön" von Benigni als authentisch an.
Schließlich äußert sich Kertész über den Umgang der Menschen mit der Last des Holocaust folgendermaßen:

"Der Überlebende wird belehrt, wie er über das denken muss, was er erlebt hat, unabhängig davon, ob und wie sehr dieses Denken mit seinen wirklichen Erfahrungen übereinstimmt."

Bemerkungen zum "Roman eines Schicksallosen"

Büste von Imre Kertész in Budapest, Benczúr-Straße 45 (Imre Kertész-Institut)

Kertész
"Und doch muss das Leben ein großes Privileg sein, wenn wir es mit dem Tod bezahlen
müssen."
"Die modernen Zeiten reimen sich irgendwie immer auf Auschwitz."
"Mein Gebrandmarktsein ist meine Krankheit, zugleich aber der Garant, das Dopingmittel meiner Vitalität, daraus beziehe ich meine Inspiration."

FAZ
"Wer das Buch von Imre Kertész gelesen hat, der wird es kaum je vergessen können."

NZZ
"Man mag dieses Buch aus den Händen legen, loslassen wird es einen nicht mehr."

Focus
"Ein einzigartiges Kunstwerk. Es wird uns noch lange beschäftigen."

Foto Büste: Richárd Juha / CC BY-SA

verfasst von Tina P.
Wahlgrundkurs „Jüdische Geschichte und Kultur“ 2001/2002