Giacomo Meyerbeer

Giacomo Meyerbeer war einer der erfolgreichsten Opernkomponisten des 19. Jahrhunderts und gilt als Meister der französischen Grand Opéra.

„Seine Opern waren die gesellschaftlichen Großevents ihrer Zeit, er selbst das Zentrum antisemitischer Shitstorms: Giacomo Meyerbeer, Berliner, Pariser, Weltbürger, steht exemplarisch für die Licht- und Schattenseiten der 1700-jährigen deutsch-jüdischen Geschichte.“ (Andreas Rupschus)

Biografie

Giacomo Meyerbeer, 1847
  • 1791: Jakob Liebmann Beer wurde am 5. September in Tasdorf, Mark Brandenburg geboren. Als Sohn des jüdischen Zuckerproduzenten und Bankers Juda Herz Beer (1769-1825) und seiner Ehefrau Amalie, kam er in einem Reisewagen, auf dem Weg von Berlin nach Frankfurt zur Welt. Er hatte 3 Brüder, Wilhelm, Michael und Heinrich Beer.
  • 1800: Unter der Leitung von Franz Seraphinus Lauska und Muzio Clementi wurde Jakob zum Pianisten ausgebildet und trat bereits im Alter von 9 Jahren in der Öffentlichkeit auf.
  • 1810: Jakob veränderte seinen Namen, indem er Meyer und Beer zu einem Wort zusammenzog. Ab diesem Zeitpunkt nannte er sich Meyerbeer. Seinen Vornamen änderte er, während seines Aufenthalts in Italien, zu Giacomo.
  • 1816: Die folgenden Jahre verbrachte der junge Pianist in Italien, wo er das dortige Opernschaffen, den sogenannten "rossini'schen Stil" kennen lernte. Während dieser Zeit entstanden sechs Opern: Romilda e Costanza (1817), Semiramide riconosciuta (1819), Emma di Resburgo (1819), Margherta d'Anjou (1820), L'esule di Granata (1822), Il crociato in Egitto (1824). Meyerbeer lebte zumeist in Venedig, wo eine feste Freundschaft zwischen ihm und dem musischen Künstler Rossini entstand.
  • 1820: Die Uraufführung von "Margherita d´Anjou" fand in der Mailänder Scala statt, welches bis heute das wichtigste Opernhaus Italiens ist. Mit dieser Oper erlangte Meyerbeer, der noch nicht einmal 30 Jahre alt war, große Bekanntheit in Italien.
Giacomo Meyerbeer, 1865
  • 1825: Sein italienischer Erfolg verschaffte ihm mit "Il crociato in Egillo" eine Einladung an Pariser Théâtre-Italien, wo Rossini zu dieser Zeit Musikdirektor war.
  • 1826: Meyerbeer heiratete er seine Cousine Minna Mosson, mit der er fünf Kinder bekam.
  • 1842: Am 11. Juni ernannte König Wilhelm IV., der viel für die Gleichberechtigung der Juden in Preußen tat, Meyerbeer zum Generalmusikdirektor der Berliner Oper und zum Aufsichtsführenden über die Musik des königlichen Hofes.
  • 1864: Meyerbeer starb aufgrund einer Unterleibserkrankung am 2. Mai in Paris, im Alter von 72. Er wurde auf dem jüdischen Friedhof in Berlin beigesetzt. Testamentarisch verfügte Meyerbeer, der ein fürstliches Vermögen hinterließ, dass unbemittelte Künstler unterstützt werden sollten.

Meyerbeer und das Judentum

Giacomo Meyerbeers Vater war sehr stark an der Emanzipations- und Integrationsbewegung der Juden in Preußen beteiligt. Mit Beginn des 19. Jahrhunderts hatten Juden immer noch nicht die preußische Staatsbürgerschaft. Ihnen wurden das Berufsbeamtentum und viele Berufe strikt verwehrt. Demzufolge war es Juden praktisch unmöglich eine Karriere als Musiker zu starten, ohne zu konvertieren.

Giacomo Meyerbeer hat Zeit seines Lebens nie seine jüdische Herkunft verleugnet. Musikalisch gesehen sind von ihm jedoch nur zwei hebräische Werke bekannt: „Hallelujah“ für Chor und Orgel und „Ouv´noukho Yomar“.

Meyerbeer und Wagner

Richard Wagner, 1871

Richard Wagner, bekannter deutscher Komponist, Schriftsteller, Theaterregisseur und Dirigent, war ursprünglich ein Bewunderer Meyerbeers. Dieser unterstützte Wagner nicht nur auf musikalischer Ebene, indem er ihn an verschieden Opern (Paris, Berlin, Dresdner Hofoper) vorstellte, sondern auch finanziell. Doch Wagner dankte es Meyerbeer nicht. Er entwickelte einen Konkurrenzneid und schrieb das antisemitische Essay „Judentum in der Musik“. Wagners Hetzkampagne trug dazu bei, dass Meyerbeers Werke nicht in den Vereinigten Staaten aufgeführt wurden. Die Werke Wagners wurden in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts immer populärer. Der zunehmende Antisemitismus beschleunigte die Ablehnung der Werke jüdischer Künstler. 1933-1945 wurde Meyerbeers Musik sogar verboten, während Wagner gefeiert wurde.

Was ihn zum Hassobjekt machte, war nicht seine Musik, es war die Tatsache, dass er Jude war.

Trailer »Die Hugenotten« von Giacomo Meyerbeer

Trailer zur Aufführung der Grand opéra von Giacomo Meyerbeer durch das Nationaltheater Mannheim

Werkverzeichnis (Auswahl)

Bühnenwerke
Semiramide riconosciuta: 1819, Musikdrama
Emma di Resburgo: 1819, Melodrama
Robert la Diable: 1831, Oper
Les Huguenots: 1836, Oper

Geistliche Musik
16 Choräle: 1805
Gott und die Natur: 1811, Oratorium
Hallelujah: 1815, kleine Kantate
Pater noster: 1857, Motette

Instrumentalmusik
Sonate: 1812, Es-Dur
Festmarsch zu Schillers 100jähriger Geburtstagsfeier: 1859, Orchester
Krönungsmarsch: Orchester

Bühnenkomposition
Das Brandenburger Tor: 1814, Sinnspiel
Das Hoffest von Ferrara: 1843, Maskenspiel
Struensee: 1846, Schauspielmusik

Arien, Kanten und Chöre
Der Götterbesuch: 1814, allegorisches Schauspiel
Dem Vaterland: 1842, Männerchor
Die lustigen Jägersleut: 1861, Männerchor

Lieder, Romanzen, Mélodies
Au revoir: 1833
Die Rose, die Lilie, die Taube: 1838
Sonntagslied: 1841
La Lavandière: 1855


gestaltet von Zoé T. im Schuljahr 2023/2024

Abbildungen:
Porträt 1: Lithographie von Josef Kriehuber, Foto Josef Kriehuber, Public domain, via Wikimedia Commons
Porträt 2: Stich nach einem Foto von Pierre Petit, Abgeschnittener Druck, Au Ménestrel, Paris, 1865.Uploaded, stiched and restored by JLPC, Public domain, via Wikimedia Commons
Porträt Richard Wagner: Franz Hanfstaengl, Public domain, via Wikimedia Commons