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Raschi

Biografie

Porträt Raschis (aus: Guillaume de Paris : Postilla majores de toute l'année avec gloses et questions, Lyon 1539, Public domain, via Wikimedia Commons)

Schlomo Yitzchaki (Latein: Salomon Isaacides; Französisch: Salomon de Troyes) war ein führender biblischer Exeget und gilt als der berühmteste jüdische Bibel- und Talmudkommentator des nordeuropäisch-jüdischen Mittelalters. Schlomo Yitzchaki, allgemein bekannt als Raschi, wurde 1040/41 in der französischen Stadt Troyes als Sohn einer Familie von Rabbinern und Intellektuellen geboren. Der Name „Raschi“ ist ein Akronym für Rabbi Schlomo Izchaki, oft auch als Rabban Schel Israel bekannt.

Wie in der jüdischen Tradition üblich begann Raschi im Alter von fünf Jahren auf Anregung seines Vaters mit dem Tora-Studium. Sein Vater war sein wichtigstes Toralehrer und bildete ihn aus.

Im Jahr 1055, im Alter von 17 Jahren, zog Raschi nach Worms, um in der Jeschiwa von Jaakov ben Yakar zu studieren. Nach dem Tod von Jaakov im Jahr 1064 setzte Raschi sein Studium für ein weiteres Jahr in einer anderen Jeschiwa in Worms fort, die von einem Verwandten geleitet wurde. Anschließend reiste er nach Mainz, wo er bei einem weiteren Verwandten, Isaak ben Juda, dem rabbinischen Oberhaupt von Mainz, weiterlernte. Von seinen Lehrern übernahm Raschi die mündlich überlieferten Traditionen des Talmuds, die über Jahrhunderte hinweg weitergegeben worden waren, und entwickelte ein tiefes Verständnis der Logik und Argumentationsstrukturen des Talmuds.

Außenansicht der Raschi-Synagoge in Worms

Etwa um 1070 kehrte Raschi im Alter von 25 Jahren nach Troyes zurück. Dort wurde er eingeladen, dem Beth Din von Troyes, einem rabbinischen Gerichtshof, beizutreten. Gleichzeitig begann er, halachische Fragen zu beantworten, also Fragen zu den jüdischen Religionsgesetzen, die als "Halacha" bekannt sind. Nach dem Tod des Leiters des Beth Din übernahm Raschi die Führung des Gerichts und beantwortete Hunderte von halachischen Anfragen.

Quelle: HOWI - Horsch, Willy, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Im Jahr 1096 fegte der sog. Volkskreuzzug durch Lothringen und man ermordete 12.000 Juden, wodurch ganze Gemeinden ausgelöscht wurden. Raschi verfasste mehrere Selichot, jüdische Bußgedichte und Gebete, um der Ermordung und der Zerstörung der großen Jeschiwot der Region zu gedenken.

Raschi starb am 13. Juli 1105 im Alter von 65 Jahren. Sein genauer Begräbnisort ist unbekannt; an der vermuteten Beisetzungsstelle des jüdischen Friedhofs in Troyes wurde ein Gedenkstein zu seinen Ehren errichtet.

Werk

Eine moderne Übersetzung von Raschis Kommentar zum Chumasch, veröffentlicht von Artscroll via Wikimedia Commons

Raschis Kommentar zur Tora — insbesondere sein Kommentar zum Chumasch — ist ein unverzichtbarer Begleiter für jedes Tora-studium unter orthodoxen Juden. Indem er auf die Ansammlung der Midrasch-, Talmud- und Aggada-Literatur sowie sein Wissen über die hebräische Grammatik und Halacha zurückgreift, klärt Raschi die Bedeutung des Textes, sodass jeder ein Verständnis dafür entwickeln kann. Gleichzeitig bildet sein Kommentar die Grundlage für einige der tiefgründigsten rechtlichen Analysen und mystischen Diskurse, die darauf folgten.

Raschi schrieb den ersten umfassenden Kommentar zum Talmud, der nahezu den gesamten babylonischen Talmud abdeckt. Der Kommentar, der auf seinem Wissen über den gesamten Inhalt des Talmuds basiert, versucht, eine vollständige Erklärung der Wörter und der logischen Struktur jeder talmudischen Passage zu geben. Anders als andere Kommentatoren paraphrasiert Raschi nicht und lässt keinen Teil des Textes aus, sondern erläutert diesen Wort für Wort.

Etwa 300 Responsa Raschis, also Antworten eines Gelehrten auf verschiedene Fragen und halachische Entscheidungen, sind erhalten geblieben. Diese wurden von seinen Schülern, Enkelkindern und späteren Gelehrten kopiert, bewahrt und veröffentlicht.

Raschi schrieb mehrere Selichot, von denen einige bis heute im jüdischen Gebet verwendet werden. Dazu gehören, aber sind nicht beschränkt auf:

- Nora va'Elyonim, das von aschkenasischen Juden am Vorabend von Rosch Haschana rezitiert wird,
- Ophan Echad ba'Aretz, Az Terem Nimtechu, die am Fastentag Gedalja von Aschkenasim gebetet werden.

Einfluss

Raschihaus, Jüdisches Museum, Worms (Ramessos, Public domain, via Wikimedia Commons)

Raschi war einer der ersten Autoren, die damals in Altfranzösisch schrieben, während die meisten französischen Autoren stattdessen noch Latein verwendeten. Dadurch wird sein Werk neben seinem religiösen Wert auch für die Einblicke in die Sprache und Kultur Nordfrankreichs im 11. Jahrhundert geschätzt.

Seine Kommentare zum Tanach sind nicht nur sehr geschätzt, sondern dienen auch als Grundlage für zahlreiche weitere Kommentare, die Raschis Wortwahl und Zitate analysieren und von einigen der bedeutendsten Gelehrten der rabbinischen Literatur verfasst wurden.

gestaltet von Alexandru M. im Schuljahr 2024/2025