Theodor W. Adorno

Steckbrief

Theodor W. Adorno 1964
  • Name: Theodor Ludwig Wiesengrund-Adorno
  • Beruf: Soziologe, Philosoph, Musiktheoretiker, Komponist
  • Geburtsdatum: 11.09.1903 in Frankfurt am Main
  • Todesdatum: 06.08.1969 in Visp, Schweiz (Herzinfarkt)
  • Vater: Oscar Alexander Wiesengrund, Weinhändler
  • Mutter: Maria Wiesengrund, italienische Sängerin
  • Geschwister: keine
  • Ehe: 1937 Margarete Karplus, Chemikerin
  • Kinder: keine
  • Religion: evangelisch

Foto: Jeremy J. Shapiro / CC BY-SA

Biografie

Am 11. September 1903 erblickte Adorno das Licht der Welt. Nach drei Jahren Volksschule und dem Besuch des Kaiser Wilhelm-Gymnasiums in Sachsenhausen bestand er 1920 als hochbegabter Schüler das Abitur. In den folgenden drei Jahren studierte er Philosophie, Soziologie, Psychologie und Musiktheorie an der Universität Frankfurt am Main. In dieser Zeit schloss er Freundschaften mit Max Horkheimer und Walter Benjamin. Während er mit Eifer studierte, war er gleichzeitig als Musikkritiker für die Zeitschrift „Neue Blätter für Kunst und Literatur“ tätig. Seit 1919 wurde er von Bernhard Sekles in Komposition unterrichtet. So kam es 1923 zur Uraufführung seiner ersten eigenen Werke. 1924 beendete er sein Studium mit einer Dissertation über „Die Transzendenz des Dinglichen und Noematischen in Husserls Phänomenologie“.

In Wien studierte er anschließend 1925 Musiktheorie und Kompositionslehre bei Alban Berg und Arnold Schönberg sowie Klavier bei Eduard Steuermann. Nun widmete er sich vorwiegend schriftstellerischen und kompositorischen Arbeiten und nebenbei, in der Zeit von 1929 bis 1930, der Arbeit als Redakteur der Kulturzeitschrift „Anbruch“.

1931 habilitiert er sich bei Paul Tillich im Fach Philosophie mit „Kierkegaard, Konstruktion des Ästhetischen“, nachdem er 1928 seine Habilitationsschrift „Der Begriff des Unbewussten in der transzendentalen Seelenlehre“ bei Hans Cornelius zurückziehen musste. Im selben Jahr hielt er seine Antrittsvorlesung über „Die Aktualität der Philosophie“. Doch schon zwei Jahre darauf wird ihm im Zuge der Amtsenthebung jüdischer Dozenten die Lehrbefugnis entzogen.

So begann 1934 die Zeit des Exils in Großbritannien. In Oxford arbeitete er bis 1937 als Dozent am Merton College. 1937 heiratete er Margarete Karplus („Gretel“) in London. In den Jahren von 1938 bis 1941 lebte er, aufgrund der Einladung Horkheimers, in New York, wo er später sogar die US-amerikanische Staatsbürgerschaft annahm. Nun wurde er offizielles Mitglied des übergesiedelten Instituts für Sozialforschung und Leiter des Music Department, wo er Mitarbeit beim „Radio Research Project“ leistete.

Die nächsten zwei Jahre verbrachte Adorno in Kalifornien, um dort mit Max Horkheimer an der „Dialektik der Aufklärung“ zu arbeiten. Veröffentlicht wurde das Werk 1947 in der USA und erst 1969 in Deutschland. 1944 bis 1949 war er Direktor des „Research Project on Social Discrimination“ des Instituts für Sozialforschung und arbeitete an „The Authoritarian Personality“ mit.

Horkheimer (vorn li.) und Adorno (vorn re.) auf dem Max Weber-Soziologentag in Heidelberg, April 1964

Foto: Jjshapiro at English Wikipedia / CC BY-SA

Adorno-Denkmal von Vadim Zakharov auf dem Theodor W. Adorno-Platz in Frankfurt am Main auf dem Westend-Campus

1949 kehrte er wieder nach Deutschland zurück. Gemeinsam mit Horkheimer leitete er das wieder in Frankfurt am Main eingerichtete Instituts für Sozialforschung. Außerplanmäßig wird er Professor für Sozialphilosophie an der Universität Frankfurt am Main. Im selben Jahr wird die Schrift „Philosophie der neuen Musik“ veröffentlicht. 1950 verfasst er mit anderen Philosophen die empirisch fundierte soziologische Studie „Der autoritäre Charakter“, welche sich mit dem Zusammenhang von Autoritätsgläubigkeit und Faschismus auseinandersetzt. Im folgenden Jahr wird das Werk „Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben“ veröffentlicht. Neben vielen anderen referiert auch Adorno bei den Kölner Mittwochsgesprächen zum Thema „Die kulturelle und soziale Strukturveränderung im geeinigten Deutschland“. Bei einem einjährigen Aufenthalt in den USA leitet er die Hacker Foundation in Beverly Hills.

Im Jahr 1956 wird die Schrift „Zur Metakritik der Erkenntnistheorie“ und 1964 „Jargon der Eigentlichkeit – Zur deutschen Ideologie“ veröffentlicht. 1969 erscheint der Band „Der Positivismusstreit in der deutschen Soziologie“, den Adorno mit anderen zusammen verfasste. Er entstand aus einer Auseinandersetzung mit Karl Popper über Methodenprobleme der Sozialwissenschaft, welche als Positivismusstreit bekannt wurde. Die „Studien zu Hegel“ werden 1963 veröffentlicht. Im selben Jahr erhält Adorno die Auszeichnung mit der Frankfurter Goetheplakette. 1966 erscheint sein bedeutendes Werk „Negative Dialektik“, welches auf die Aufgabe der Philosophie eingeht. In seinen letzten Lebensjahren kommt es, im Zuge der allgemeinen Studentenbewegung, zu manchen Auseinandersetzungen mit den Studierenden. Dabei lehnt er, wie auch seine Kollegen, jegliche Art von Terror ab.

Am 6. August 1969 stirbt Adorno wegen eines Herzversagens, auf dem Weg in den Urlaub, in der schweizerischen Stadt Visp.

Foto: Simsalabimbam / CC BY-SA

Mitbegründer der Frankfurter Schule

Adorno gilt ebenso wie Horkheimer und Marcuse zu den Hauptvertretern der Frankfurter Schule und der Kritischen Theorie (Kritik an der bürgerlichen Ideologie, bürokratisierte und technisierte Welt), die vorwiegend die junge Generation ansprach. Ausgangspunkt dieser Denkrichtung ist das Institut für Sozialforschung in Frankfurt am Main, welches seit 1923 existiert. Aufgrund der Nazizeit wurde es in die USA nach New York verlegt und 1950 in Frankfurt wieder neu gegründet.

Die Kritische Theorie erforscht vor allem die ökonomische Basis der Gesellschaft, die psychische Entwicklung des Individuums und den kulturellen Bereich.

Universität Rostock Reihe "Klipp und Klug" - Soziologische Theorien - Theodor W. Adorno, Kulturindustrie / Regie u. Drehbuch: Inga Borg, Viviane Zimmermann, Heike Hausmann

Seine wichtigsten Werke

  • 1933 Kierkegaard. Konstruktion des Ästhetischen
  • 1947 Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente
  • 1949 Philosophie der neuen Musik
  • 1950 Der autoritäre Charakter
  • 1951 Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben
  • 1956 Studien über Husserl und die phänomenologischen Antinomien
  • 1963 Drei Studien zu Hegel. Neun kritische Modelle
  • 1964 Jargon der Eigentlichkeit
  • 1966 Negative Dialektik
  • 1969 Der Positivismusstreit in der deutschen Soziologie

verfasst von Kirsten E. (2006)