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Ernst Josef Lesser
Biographie
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Ernst Josef Lesser, wurde am 07.12.1879 in Stettin geboren. Über Lessers Familie und seine Kindheit ist nicht viel bekannt, jedoch weiß man, dass seine Eltern aus dem Durchschnittsbürgertum herausragten. Sein Vater, Adolf Lesser, nahm an den Kriegen von 1866 und 1870/71 teil und wurde anschließend zum Leutnant befördert. Dies war damals ein seltener Fall bei einem Juden. Seine Mutter legte das Lehrerinnenexamen ab, ebenfalls sehr ungewöhnlich für eine Jüdin.
Lesser besuchte und absolvierte erfolgreich das Marienstiftgymnasium in Stettin, um anschließend Medizin in Freiburg, Berlin und zuletzt in München zu studieren.
Sein Lehrer und Doktorvater Carl von Voit, ein Begründer der Stoffwechselphysiologie, weckte sein Interesse für die Physiologie.
Marianne Lesser-Knapp, CC BY-SA 2.0 DE, via Wikimedia Commons
Nach seinem Studium praktizierte er an der Kinderklinik Altona in Hamburg. Ihm wurde jedoch nach kurzer Zeit bewusst, dass ihm die wissenschaftlichen Grundlagen der Medizin wichtiger waren, als die rein praktische Tätigkeit. Deshalb kehrte er 1904 zurück nach München und studierte dort Chemie. Sein älterer Bruder unterstützte ihn hierbei.
Im Jahre 1905 bestand er das Vorexamen im Fach Nahrungsmittelchemie und arbeitete weiter bei Voit, der ihn sehr schätzte. In München lernte Lesser seine zukünftige Frau Marianne kennen.
Lesser bekam 1906 eine Assistentenstelle am Physiologischen Institut der Universität Halle. Dort schrieb er in wenigen Monaten seine Habilitationsarbeit über die elektromagnetische Kraft des Froschhausstroms und ihre Beziehung zur Temperatur.
1910 zog er nach Mannheim und wurde vorläufiger Leiter des Laboratoriums der städtischen Krankenanstalt unter dem ärztlichen Direktor Franz Volhard.
Von 1911-1913 widmete er sich dem Glukosestoffwechsel und der Forschung der Glykogenspaltung.
Während des Ersten Weltkriegs arbeitete Lesser als Truppenarzt in Mazedonien.
Nach zwei Jahren in Mazedonien erkrankte er sehr schwer an Paratyphus und musste ins Lazarett. Nach mehreren Monaten der Krankheit nutzte Lesser seinen Erholungsurlaub und vertrat den erkrankten Ordinarius für Physiologie an der Universität Straßburg. Als die Stadt 1918 besetzt wurde, kehrte er zurück nach Mannheim.
Lesser war an der Planung, Einrichtung und Inbetriebnahme des physiologisch-chemischen Laboratoriums in der Klinik am Neckarufer beteiligt, das 1922 eingeweiht wurde.
Ende 1927 erkrankte er an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Lesser starb überraschend am 01.03.1928 in Mannheim an den Folgen einer Kehlkopfoperation.
Insulin
Ernst Josef Lesser ist in besonderer Weise mit der Entdeckung des Insulins verbunden.
In der Fachliteratur werden meist nur der Chirurg Frederic Banting und der Medizinstudent Charles Best als Entdecker des Insulins benannt. Im Institut des Physiologen John McLeod an der Universität von Toronto gelang diesen beiden kanadischen Forschern, 1921, die Isolierung des damals von ihnen „Isletin“ genannten Hormons. Schon 1923 erhielten Banting und McLeod dafür den Medizin-Nobelpreis.
Es gab auch in Europa mehrere Forscher, die auf das Insulin stießen, welches in der Bauchspeicheldrüse erzeugt wird.
In Mannheim war dies Lesser. Bereits 1910 ist bei ihm die Problematik „Diabetes“ im Zusammenhang mit der begonnenen Forschung über „Zuckerstoffwechsel“ erwähnt.
Aus diesem Grund wandte er sich dem Problem der Regulierung der Blutzuckerkonzentration zu. Daraufhin entwickelte Lesser von 1911 -1913 ein Pankreasextrakt, „Glukopausin“ genannt, mit dem es ihm gelang, den Blutzuckergehalt bei Fröschen zu unterdrücken.
Der 1. Weltkrieg verhinderte Lessers weitere Arbeit an der Isolierung des Wirkstoffs Isulin. Zudem wollte er nicht vorschnell Dinge veröffentlichen, die noch genauer untersucht werden müssen. Seine Zurückhaltung verhinderte schlussendlich eine frühe ausführliche Publikation und somit die Anerkennung seiner Pionierarbeit in der Diabetes-Forschung.
Lessers Bezug zum Judentum
Lesser war der jüdischen Gemeinde Mannheim zugehörig, obwohl er „keinerlei Bindung an das religiöse Judentum“ hatte, wie der damalige Mannheimer Rabbiner Max Grünewald (1899-1992) bestätigte.
Er war ein weltlich orientierter Mensch und trat für soziale und nationale Gerechtigkeit ein. Außerdem besaß er ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl. Während seiner Studentenzeit in Freiburg kam es beispielsweise zu einer Mensur wegen antisemitischer Bemerkungen eines Mitstudenten. Lesser war zudem ein überzeugter Zionist.
Gemeinsam mit seiner Frau besuchte er 1914 Palästina, um bei den Vorbereitungen für die Gründung einer Hebräischen Universität zu helfen.
Im Alter von 40 Jahren lernte er Hebräisch, um Quellen im Original lesen zu können. Außerdem nahm Lesser an der Gründung des „Israelitischen Gemeindeblatts“, der jüdischen Gemeinde Mannheims teil und schrieb selbst auch zahlreiche Artikel für diese Zeitschrift.
gestaltet von Mia B. im Schuljahr 2024/2025