Sie sind hier: Startseite » Religion » Lebenskreis » Beschneidung

Die Beschneidung

Definition und historische Bedeutung

Beschneidung Christi
Beschneidung Christi Szene von einem Flügelretabel mit Darstellungen aus dem Leben Mariens und der Kindheit Jesu, Brabant, um 1480 (aus Mengen, Nord-Brabant)

Die Brit Mila bezeichnet die traditionelle Beschneidung im Judentum. Bei dieser wird dem neugeborenem Jungen nach dem achten Lebenstag die Vorhaut des Gliedes entfernt. Es gehört zu einem der wichtigsten Gebote, da somit der Bund mit Gott symbolisiert wird. Die Brit Mila wird von einem “Mohel” durchgeführt. Er ist der “Beschneider” und wurde in der Praxis der Brit Mila ausgebildet.

Die Brit Mila ist der zentrale Baustein des Judentums und somit ein großer Bestandteil des religiösen Lebens. In dieser wird der Bund mit Gott geschlossen.
Am achten Lebenstag eines Jungen wird die Vorhaut des Gliedes entfernt, selbst wenn der Tag auf einen Sabbat oder Feiertag fällt. Die Beschneidung hat den Vorrang vor allen anderen Geboten der Tora. Sie ist ein Zeichen für den Glauben in der nächsten Generation und ein zentraler Bestandteil jüdischer Identität. Während der Zeremonie müssen 10 jüdische Männer (Minjan) als Vertreter der Gemeinde anwesend sein. Der Prophet Elia ist als unsichtbarer Ehrengast dabei. Wenn der Junge nicht gesund oder eine Frühgeburt ist, wird die Beschneidung verschoben und am 8. Tag der Gesundung vollzogen. Nicht nur Säuglinge, sondern auch erwachsene Männer, die zum Judentum übertreten, müssen beschnitten werden.
Sollte ein Mann zum Judentum konvertieren, dann muss er sich ebenfalls beschneiden lassen, um seine Zugehörigkeit zum Judentum zu beweisen.

Voraussetzungen und Materialien für die Zeremonie

Ablauf der Zeremonie

Die Zeremonie findet entweder Zuhause, in der Synagoge, der Praxis des Mohels oder in einem Krankenhaus statt. Wie in einem Gottesdienst sind mindestens 10 jüdische Männer anwesend.
Die Zeremonie beginnt, wenn der festlich gekleidete Junge vom Großvater oder einem anderen nahen Verwandten in den Raum getragen wird.

Die Anwesenden sprechen daraufhin:

Das Kind wird dem Mohel übergeben.
Er legt den Jungen in den Schoß des Patens, damit dieser die Beine des Babys festhält.
Schließlich kniet der Mohel vor den beiden.
Um das Baby herum stehen nach alter Tradition nur Männer. Der Vater legt seine rechte Hand auf die Schulter des Mohels. Die Mutter, die nach der Geburt als unrein gilt, hält sich mit den anderen Frauen im Hintergrund.
Dann spricht der Mohel Segensworte und “ruft” den Propheten Elias aus:

Die Anwesenden antworten:

Der Mohel spricht daraufhin:

Danach trennt der Beschneider mittels eines Skalpells die Vorhaut des Gliedes ab. Die Beschneidung dauert nur wenige Minuten.

Nach der Beschneidung spricht der Vater des Kindes:

Die Anwesenden antworten darauf:

Über einem Becher Wein rezitiert der Mohel weitere Segenssprüche und verkündet dann den hebräischen Vornamen des Jungen.
Zur Beruhigung bekommt das Kind einen kleinen Tropfen Wein auf ein Tuch, an dem es saugen kann. Der Pate und die Mutter bekommen den Weinbecher gereicht. Danach folgt das Pflichtmahl, während die Mutter das Kind meistens beruhigt oder stillt. Das Neugeborene wird beschenkt und gesegnet mit dem Spruch:

Die Beschneidungsdebatte

2012 wollte der Bundestag das Thema Beschneidung gesetzlich regeln. Es bestand die Frage, ob Kinderschutz Vorrang vor Elternrecht und Religionsfreiheit besitzt. Der Bundestag beschloss, dass religiös motivierte Beschneidungen von Säuglingen erlaubt bleiben.
Argumente für oder gegen ein Gesetz, welches die Beschneidung erlaubt, waren hauptsächlich, dass:

Für: Wider:
-ein Verbot die Religionsfreiheit einschränken und Deutschlands Ansehen in der Welt schaden würde -das Entfernen der Vorhaut eines Jungen eine Verletzung ist
-die Beschneidung aus medizinischen Gründen von Vorteil ist -es ein ”Verstoß” gegen die Menschenwürde des Kindes sei
-die Beschneidung zu einer besseren Hygiene führe und dadurch potentiellen Krebserkrankungen vorgebeugt würde -weil eine solche Körperverletzung für das Kind einer “Brandmarkung” gleichkommen würde
-es ein Bestandteil der jüdischen Identität und ein sehr wichtiges Gebot im Judentum ist -das Recht des Kindes auf körperlich-seelische Unverletzlichkeit und auf autonome Selbstbestimmung nicht gewährleistet sei

Die Hollekreisch-Zeremonie

Bei einem neugeborenen Mädchen wird der Name am Sabbat nach der Geburt vor der versammelten Gemeinde verkündet, wenn ihr Vater zur Toralesung aufgerufen wird. In verschiedenen Ländern wird der Name des Mädchen bei der Hollekreisch-Zeremonie verkündet. Kinder aus der Nachbarschaft heben die Wiege des Neugeborenen hoch und rufen: "Hollekreisch (von haut la crŠche, "hoch die Krippe"), wie soll das Kindchen heißen?" Darauf nennt der Vater den Namen des Kindes und dieser Name wird dreimal wiederholt, und danach erhalten die Kinder Geschenke.

Hollekreisch
Hollekreisch Ölgemälde von Alice Guggenheim

gestaltet von Jasmin F. im Schuljahr 2018/2019